Das RKI. Eine Relativierung

Was würden Sie sich von Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Panne sagen lassen?

Hingen Sie an dessen Lippen auch so gebannt wie bei Herr Prof. Dr.med. vet. Wieler oder Herrn Prof. Dr. med. Drosten? Würden Sie dessen Empfehlungen genauso klag- und fraglos akzeptieren?

Hä????

Wer bitteschön ist Professor Panne?

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Panne ist der Präsident der Bundesanstalt für Materialforschung und –Prüfung. (Selbstbeschreibung: „Das Kompetenzzentrum für ‚Sicherheit in Technik und Chemie‘, wir setzen Standards für eine Qualitätskultur ‚Made in Germany‘).

Wie ich auf den komme?

Durch den „Spiegel in seinem durchaus lesenswerten Artikel vom 1.5. über das überforderte Robert Koch-Institut:

: „….Das RKI ist kein Hort der Spitzenforschung, es ist eine Bundesbehörde, die in weniger infektiösen Zeiten etwa in derselben Liga spielt wie die Bundesanstalt für Materialforschung. 1100 Beschäftigte hat das RKI, rund 450 davon sind Wissenschaftler und Mediziner.“ (Artikel vom 1.5. Widersprüche und falsche Empfehlungen – Das überforderte Robert Koch-Institut. “https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-in-deutschland-das-ueberforderte-robert-koch-institut-a-00000000-0002-0001-0000-000170716180).

Ich glaube, es ist wichtig, sich diese Relation klarzumachen: Das RKI  ist eine Bundesbehörde – sicher mit Sachverstand und zu respektieren, aber auch nicht mehr. Eine Bundesbeörde, genauso wie auch das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung, das Bundessprachenamt oder das Julius Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen). Es ist eine von insgesamt 82 (in Worten: zweiundachtzig) Bundesbehörden. Ich hab es nachgezählt.

Warum fehlte und fehlt dem RKI, dieser absolut ehrenwerten Bundesbehörde, das Selbstbewusstsein, das es braucht, um die eigenen Grenzen zu erkennen? Warum wurde nicht darauf bestanden, die Ressourcen zu nutzen, die wir ja haben und den Sachverstand von kompetenten Menschen der verschiedensten Fachrichtungen in der Bundesrepublik (und vielleicht noch darüber hinaus) zuzuziehen. Allerdings:  Herr Spahn und Frau Merkel waren auch nicht gezwungen, das RKI als Haupt- oder einzigen Ratgeber zu akzeptieren. Oder meckere ich an der falschen Stelle und renne offene Türen ein? Habe ich den herrschenden Teamgeist nur nicht wahrgenommen angesichts der medialen Omnipräsenz der Herren Wieler und Drosten?

Mir kam es auf alle Fälle so vor, als würden abweichende Meinungen kompetenter und honoriger Leuten einfach abgebügelt und ein nicht geringer Teil der Kräfte des RKI wäre mit der „Abwehr von Angriffen“ gebunden (gewesen). Gut, ich weiß, den Satz „Jede Kritik ist ein Schatz“ lasse ich auch lieber gelten, wenn ich andere kritisiere als wenn ich kritisiert werde…  

Ja, auch wenn eine ganze Kollektion hochkompetenter Menschen in den letzten Wochen und letzten Monaten ihr Bestes gegeben hätten, wäre es trotzdem zu Fehlern, Fehleinschätzungen gekommen. Aber vielleicht zu weniger und weniger gravierenden als jene, die in dem Spiegelartikel genüsslich aufgezählt werden. Vor allem hätte dieser verhängnisvolle Tunnelblick auf Corona-Infektionen und auf an oder mit Corona gestorbenen Menschen vermieden werden können, wenn nicht nur Virologen das Sagen gehabt hätten. Sondern es wäre – vermutlich – berücksichtigt worden, welche Auswirkungen Maßnahmen auf isolierte Kinder, Familien, alte Menschen haben, auf  Kranke, die aus Angst nicht zum Arzt gehen, auf die Arbeitslosigkeit, auf den Rechtsstaat, auf die Grundrechte, auf die wirtschaftliche Zukunft auf das Steueraufkommen und und und…    

Wobei ich nun wirklich nicht finden kann, dass sich der Spiegel mit Ruhm bekleckert hat, was sein mediales Agieren in den letzten Monaten betrifft. Gerade der „Spiegel“ nicht! Und auch nicht der Deutschlandfunk, den ich ansonsten ob seiner kenntnisreichen Berichterstattung hoch schätze.

Überhaupt: Die Rolle der Medien in der Corona-Krise wird noch aufzuarbeiten sein. Ach, warum verfüge ich nicht über ein großzügig ausgestattetes Institut? Ich könnte auch eine ganze Bundesbehörde auf Jahre hinaus mit Forschungsaufträgen beschäftigen!    

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