„Schön brav sein, dann kommt der Weihnachtsmann!“

Im SWR- Kulturgespräch  leitete die Moderatorin heute das Interview mit dem Frankfurter Soziologen Christian Stegbauer ein: „Schön brav sein, dann kommt der Weihnachtsmann“ – diese Devise nennt sie eine paternalistische Nikolaus – Knecht Ruprecht- Methode.

Dabei ist zum einen die Frage zu stellen: Wieso Zentrierung auf Weihnachten? Es gibt auch etliche Millionen Menschen in Deutschland, die Weihnachten nicht feiern bzw. sich nicht so viel draus machten. Wie werden diese berücksichtigt?

Vor allem unterschlägt die Fokussierung auf Weihnachten, dass das eigentliche Problem „der dauerhafte Kontaktverzicht [ist] und das Bedürfnis, sich mit anderen auszutauschen. Genau dies aber werde ihnen derzeit nicht zugestanden.“ Nur die Pflichten zählen, aber das (gerade in schwierigen Zeiten) urmenschliche soziale Bedürfnis nach Austausch, nach Kontakt falle hinten runter. Das wird abgetan – sofern es nicht gerade um Weihnachten geht.

Als Beispiel wird die Reaktion auf die Aussage einer jungen Frau angeführt, die äußerte, wie sehr ihr das Party-Machen fehle. Ich gebe zu: Mir fehlt das überhaupt nicht. Die letzte Party, auf der ich war, liegt mit Sicherheit 50 Jahre zurück. Aber kann mir jemand mal überzeugend klarmachen, warum dieses Bedürfnis nach Party weniger legitim ist als der Wunsch auf ein weihnachtliches Zusammensein bei dem der 1.50 m Abstand sicher auch nicht konsequent gewahrt bleibt und wo es dem Vernehmen nach nicht so selten zu ordentlichen Besäufnissen kommt? Dass gerade an Weihnachten die Notrufe bei der Polizei bzw. bei Telefonseelsorge wegen Gewalt immer Rekordwerte erreichen, möchte ich auch nicht unerwähnt lassen.

Wer schreibt vor, was ein legitimes Kontaktbedürfnis ist und was nicht?

Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Kretschmann, antwortete auf den Satz der jungen Frau: „Partys muss man nicht feiern, arbeiten und lernen schon“.

Könnte man von dem praktizierenden Katholiken und ehemaligen Ethiklehrer Kretschmann vielleicht doch eine Aussage erwarten, die ein bisschen weniger an der calvinistischen Ethik ausgerichtete ist? Und vor allem ein bisschen mehr Empathie spüren lässt?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Nach oben scrollen