Surprise, surprise: Auch ich bin internetabhängig!!

Ich habe Ferien. Ich bin in Konstanz. Es gibt genug zu tun, genug zu erwandern, genug zu lesen, genug anzuschauen. Und schlafen kann ich auch so viel ich will.

Und was passiert? Unitymedia hat ein Problem und damit habe ich ein Problem bekommen: WLAN funktioniert nicht mehr, Festnetztelefon funktioniert nicht mehr, meinen Lieblingssender im Radio kann ich auch nicht mehr hören, mit dem Laptop geht’s nicht ins Internet….. Was habe ich gelästert, als ich vor zwei, drei Jahren las, dass der durchschnittliche Smartphone-Besitzer (Handy sagt man wohl nicht mehr?) pro Tag etwa achtzigmal nachschaut, ob eine Nachricht gekommen ist oder so…

Jetzt war ich selbst abgeschaltet, ausgeschaltet, abgeschnitten vom Leben, weg vom Fenster. Hektik machte sich breit: Fritzbox an- und ausschalten. Stecker ziehen, dies und das probieren. Mein Gott, denke ich parallel: was ist denn jetzt sooooo wichtig, dass Du es mitteilen müsstest oder mitgeteilt kriegen müsstest. Ich gebe mir die Antwort: Nichts. Und schalte die Fritzbox weiter an und aus und grüble: liegt der Fehler in einer kaputten Fritzbox, einem falsch eingesteckten Kabel oder am Unitymedia System? WAS KANN ICH BLOSS TUN ???

Als nach  30 Stunden (Dreißig Stunden!!!!DREISSIG!!!!),  einer Nachfrage bei meinem PC-Menschen (nein, es habe keinen Zweck, die Fritzbox zu ihm zu bringen, das rieche nach Störung im System), einem Anruf bei der Störungsstelle (ja da sei was mit irgendeinem Knoten, der sich verknotet habe oder so, und man wisse noch nicht, wann das wieder in Ordnung käme).  Erklärende Bemerkung: die Not machte mich erfinderisch und immerhin habe ich jetzt richtig kapiert, wie man ohne WLAN anruft und E-Mails schickt. (Wenn eine Menge Leute diese Internetseite zur Kenntnis nehmen würde, würden jetzt eine Menge Leute  die Nase rümpfen. Aber ich kann beruhigt sein.)

Also, als nach 30 Stunden (Dreißig Stunden!!!! DREISSIG!!!!) die natürliche Ordnung wiederhergestellt war, galt eine meiner ersten Aktivitäten der Suche nach dem Artikel „Gestörte Kommunikation…. Nutzer verzweifeln, weil Facebook und…. mehrere Stunden nicht erreichbar sind“ in der Süddeutschen Zeitung vom 15.3.2019, dessen Lektüre allen zu empfehlen ist. Darin wird (für mich ach so nachfühlbar) geschildert, wie verzweifelte Menschen die Polizei in Neuseeland anriefen, bis diese sich gezwungen sah, klarzustellen“Wir sind die Polizei. Bitte rufen Sie uns wegen dieser Sache nicht an.“ Endzeitstimmung!

Was für eine Aussicht, wenn Facebook und Co nie nie mehr wieder funktionierten? Die Süddeutsche völlig unempathisch: „Menschen würden wieder ungeschminkt auf Berggipfel steigen, weil es nicht mehr allein darum ginge, das Beweisfoto mit der ganzen Welt zu teilen.“

So. Und ich gehe in mich und schäme mich. Angefangen habe ich damit schon heute Morgen. Nachdem der Servicemensch von Unitymedia erklärt hatte, dass da ein Systemfehler vorliege, der dauern könne, erwiderte ich:  „Naja, ist ja eigentlich nicht schlimm. Viele Generationen kamen komplett ohne Internet aus.“ Ich glaube, das hat er nicht so ganz verstanden.

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