Strophen – Gedicht von Hans Sahl

Ich hab ja geschrieben, dass ich auf die Memoiren von Hans Sahl gekommen bin, weil ich in der Süddeutschen Zeitung sorgfältig die Todesanzeigen lese, was a) eine Alterserscheinung ist und  b) wesentlich zur Bildung beiträgt. Dabei fand ich dieses Gedicht. Vielleicht steht es auch auf meiner Todesanzeige? Wäre auf alle Fälle keine schlechte Wahl.

Strophen

Ich gehe langsam aus der Welt heraus

In eine Landschaft jenseits aller Ferne,

und was ich war und bin und was ich bleibe

geht mit mir ohne Ungeduld und Eile

in ein bisher noch nicht betretenes Land.

Ich gehe langsam aus der Zeit heraus

In eine Zukunft jenseits aller Sterne,

und was ich war und bin und immer bleiben werde

geht mit mir ohne Ungeduld und Eile

als wär ich nie gewesen oder kaum.

Hans Sahl

2 Comments

  1. Ursula Dittli
    12. Februar 2021

    Guten Abend Frau Neumann

    Wie Sie bin ich auf Hans Sahl über dieses berührende Gedicht aufmerksam geworden, vor nun einer Woche auf einer Todesanzeige,
    und allem, was Sie in den einleitenden drei Zeilen zum Strophen-Gedicht sagen, stimme ich genau so zu.
    Schön, dass ich dies lesen durfte. Danke.
    Ursula Dittli

    Antworten
    1. Ursula
      12. Februar 2021

      Liebe Frau Dittli, ja das ist ein sehr schönes, wie Sie schreiben: berührendes Gedicht!
      Es grüßt Sie – quasi von Ursula zu Ursula (vom Vornamen kann man so ungefähr auf das Alter schließen!)
      Ursula Neumann

      Antworten

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