„Vier von drei Menschen haben keine Ahnung von Statistik“ – Diesen nur zu wahren Satz fand ich in Werner Bartens „Der letzte Schrei – Über die Faszination schlechter Nachrichten. Jetzt mit echtem Astra-Zeneca-Horror“ in der Süddeutschen Zeitung von heute (leider kostenpflichtig).
Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Bartens erläuterte am Beispiel der von interessierter Seite immer wieder gewollt nahegelegten Verwechslung von Relativ-Prozent und Absolut-Prozent. Ein alter Hut, sollte man meinen. Aber immer noch wirksam: Die Sterblichkeit nach einer Infektion mit der Virusmutante B.1.1.7 ist um 64% höher als beim Original-Virus! Haben Sie sicher auch schon mitgekriegt. Und vielleicht nicht nur mitgekriegt sondern Angst gekriegt.
Wenn man jetzt aber korrekterweise das absolute Sterblichkeitsrisiko nimmt: Dieses steigt bei der Mutante von 0.25% auf 0.41%. Auch nicht schön, zugegeben.
64% – das ist nicht gelogen: Von 0.25% bis 0.41 % beträgt die Steigerung tatsächlich 64%. Aber hört sich irgendwie anders an.
Als Psychologin musste ich wenigstens ein bisschen Statistik lernen (vier Semester, um genau zu sein) und war dann später immer wieder verblüfft, wie auch ÄrztInnen auf diesen z.B. bei Pharmafirmen recht beliebten Trick reinfielen:
„Dieses neue Medikament erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit um 100%.“ Ehrfurchtsvolles Staunen und Griff zum Rezeptblock. Tatsächlich hieß das nichts anderes als z.B.
Wenn von 100 Erkrankten bislang eine Person überlebte und mit dem neuen Wundermedikament zwei Personen, so ist das eine Steigerung der Überlebenswahrscheinlichkeit um 100%.
Und wenn von 1 000 Erkrankten bislang eine Person überlebte und mit dem neuen Mittel zwei Personen, so ist das ebenfalls eine Steigerung um 100 %.
Und wenn von 10 000 Erkrankten bislang eine Person überlebte und mit dem neuen Mittel zwei Personen, so ist das…. Richtig, Sie haben’s kapiert
Wollte ich nur mal gesagt haben.