Unser Gesundheitswesen oder: wohin man kommt, wenn gespart wird, koste es, was es wolle

Es ist jetzt gut zwanzig Jahre her, da wurde unser Gesundheitswesen unter das Primat der Wirtschaftlichkeit gestellt. (Wiederherstellung von) Gesundheit musste sich rechnen! Oder besser: Gewinn abwerfen. Ich erinnere mich, wie ich zunächst beeindruckt war von den Zahlen: Die kommunalen Krankenhäuser etc. schrieben Miese, die in privater Hand machten Gewinn. Die Begründung klang ja einleuchtend: Der Staat kann nicht rechnen, da ist betriebswirtschaftliches Denken ein Fremdwort. Bis ich kapierte, dass der (mindestens ein wichtiger) Grund „Rosinenpickerei“ war: Die privaten Krankenhäuser nahmen nicht einfach jeden, sondern selektierten… auch eine Form von Triage, oder? Und so wurden aus PatientInnen KundInnen (was diese gar nicht so mit Begeisterungsstürmen begrüßten) und Krankenhäuser wurden wahnsinnig effektiv bzw. effizient oder wurden/werden geschlossen.

Jüngst erhielt ich ein eindrückliches Beispiel dieser Erfolgsgeschichte. Jemand schrieb mir:

Ich bekam Sonntagabend starkes Nasenbluten, das auch zwei Stunden später nicht zum Stillstand kam. Auch der Notarzt konnte nicht unmittelbar helfen. Ich wurde mit dem Krankenwagen von zuhause [einer Kreisstadt] nach X gefahren [einfache Route: knapp 80 km), dort gab es einen HNO-Notdienst. Eine erfahrene Ärztin schaffte es, die Blutung zu stillen. Um 3 Uhr morgens sagte die Ärztin dann: „Jetzt ist alles wieder gut, Sie sind entlassen.“ Ich solle mich von jemandem abholen lassen. Da stand ich nun in meiner Schlafanzughose und mit blutverschmiertem Gesicht. Schließlich rief mir die Rezeption ein Taxi, das mich für 220 Euro nach Hause brachte.“

Tja. Und meine Gedanken gehen jetzt in Richtung: Abbau von Intensivbetten, Abbau von Personal oder das auch in Corona-Zeiten weiter geübte Outsourcen von Diensstleistungen (Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken: 23.3.21) … und und und. Alles hat seinen Preis. Tja… Menschenleben retten, koste es was es wolle…

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