Heribert Prantl und ich und die Weltraumflüge der Milliardäre

Heribert Prantl war mal Richter, mal Leiter eines Ressorts der Süddeutschen Zeitung, immer Bürgerrechtler und aktuell bekomme ich jede Woche einen Newsletter von ihm. Können Sie auch haben! Empfehle ich wirklich: Nämlich Prantls Blick.

Heute (am 25.7.21) bin ich mal wieder ganz einig mit ihm (wenn er nur nicht immer so katholisch wäre… fast nie fehlt ein Verweis auf irgendwas Kirchliches). Immerhin nehme ich für mich in Anspruch: „Ich hab’s vor ihm geschrieben“. Vielleicht nicht ganz so gut und umfassend. Trotzdem! Die rausgepulverten Milliarden für Weltraumtripps, die keiner braucht und die fehlenden Milliarden für hungernde Menschen. Da sind wir einig. 

 

Ich zitiere Prantl:

es hat sehr lange gedauert, bis Justiz und Gesellschaft gelernt haben, dass rasende Prahlsucht ein Verbrechen sein kann. Diese Erkenntnis ist aber noch nicht sehr weit gediehen, sie beschränkt sich auf den Straßenverkehr. Diese Erkenntnis gilt noch nicht für Wirtschaft und Politik; im Gegenteil – dort wird sie gepriesen. Wenn alte Männer, weil sie unendlich viel Geld haben, sich im Weltraum ein Raketenrennen liefern, werden sie gefeiert. Wenn junge Männer, weil sie unendlich viel Testosteron haben, sich auf dem Ku’damm ein Autorennen liefern, werden sie bestraft. Bei allen Unterschieden dieser Fälle: Die einen gelten als Visionäre, die anderen als Deppen. Letztere werden zu Recht als Mörder bestraft. Die anderen werden als Wirtschaftsgenies belobigt – obwohl (oder gerade weil) sie einen destruktiven Kapitalismus in den Weltraum tragen. Gefährliche Angeber sind sie aber alle…

Fast gleichzeitig mit den Meldungen über die Raketenflüge von Branson und Bezos wurde im Juli 2021 der neue Welternährungsbericht veröffentlicht; er fand nicht besonders viel Aufmerksamkeit. 811 Millionen Menschen hungern, sagt diese Statistik, es sind dies 161 Millionen mehr als im Jahr zuvor, als im Jahr 2019. 811 Millionen Menschen sind unterernährt, also etwa ein Zehntel aller Menschen. …. David Beasley, der Direktor des Welternährungsprogramms, hat Ende Juni einen Tweet verbreitet, in dem er zum wiederholten Male die Milliardäre dazu aufrief, sich zu melden, um die sechs Milliarden US-Dollar aufzubringen, die in diesem Jahr zusätzlich benötigt werden, um der Hungersnot entgegenzuwirken und weitere Hungertote zu vermeiden. Er schrieb an Branson, Musk und Bezos: „Ich bin so gespannt zu sehen, wer es zuerst in den Weltraum schafft! Aber ich würde lieber sehen, dass Sie sich zusammenschließen, um die 41 Millionen Menschen zu retten, die dieses Jahr auf der Erde verhungern werden! Es braucht dafür nur sechs Milliarden Dollar. Wir können das schnell lösen.“

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