Eine Altenpflegerin: „Ich wünschte, mein PCR-Test wäre positiv!“

Als ich diesen Satz hörte, dachte ich zunächst mal „Hä???“

Die Erklärung folgte: Weil in einer Pflegeeinrichtung ein Corona-Fall auftrat, wird entsprechend getestet. Die Stationen sind unterbesetzt – was aber nichts, gar nichts mit Corona zu tun hat. Das festzustellen kann gar nicht oft genug wiederholt werden.

Weil die Überlastung der MitarbeiterInnen durch die Pandemie jetzt seit vielen Monaten noch größer wurde, sind vom Personal immer mehr krankgeschrieben. Die, die noch übrig sind, fahren Sonderschichten, rödeln bis zum Anschlag und leiden darunter, dass die Qualität der Pflege leidet. Es muss halt schnell-schnell gehen. Dann kommt natürlich eins zum andern: die typischen Anzeichen mangelhafter Pflege z.B. Pilzinfektionen nehmen zu. Dazu eine Pflegedienstleitung, die Klagen „nicht mehr höre kann“ aber umgekehrt die erschöpften MitarbeiterInnen anmeckert, wenn z.B. ein Handlauf noch nicht desinfiziert ist, wie es die Vorschrift will. Etliche hätten sich schon nach den Kündigungsfrist erkundigt.

Positiver PCR- Test – ich darf, ja, ich muss Pause machen!

Jetzt kapiere ich den Wunsch der Altenpflegerin! Wenn der PCR-Test positiv wäre, könnte sie mit ruhigen Gewissens in Quarantäne, sich ein bisschen erholen: Sie MUSS daheim bleiben, was für ein Geschenk! Noch fühlt sie sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen solidarisch und verantwortlich für die anvertrauten Menschen: „Ich kann die doch nicht im Stich lassen… noch ein Dienst mehr, dass schaffe ich doch! “. Eine bewundernswerte Haltung der Kollegialität, die ich gerade in diesem Bereich nur zu gut kenne. Aber leider die Leitungen und Investoren solcher Einrichtungen nicht minder. Das gehört – so nehme ich es wahr – zu deren Geschäftsmodell. Nicht immer… Gerade versuche ich mich an Ausnahmen zu erinnern. Da will mir so recht keine einfallen.  

 

Leute, verfasst Überlastungsanzeigen, Überlastungsanzeigen, Überlastungsanzeigen. Und vergesst Eure Erfahrungen nicht, wenn die Pandemie (halbwegs) vorbei ist!

Aber was anderes fällt mir ein: Leute, verfasst Überlastungsanzeigen, Überlastungsanzeigen, Überlastungsanzeigen!

Und wenn die Pandemie halbwegs vorbei sein wird (ganz nie, das Virus bleibt uns) – und der Tag wird kommen, dann geht nicht zum Normalbetrieb über, sondern vergesst Eure Erfahrungen nicht und tretet allen Verantwortlichen auf die Zehen. Den PolitikerInnen, die meinten und meinen, Gesundheit sei nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu regeln, den Investoren, die eine große Rendite für Beteiligungen an Einrichtungen des Gesundheitswesens versprechen und auch den Gewerkschaften, den Betriebsräte bzw. MAV’s (Mitarbeitervertretung) im kirchlichen Bereich, wo sich das Miteinander von „Dienstgebern“ und MitarbeiterInnen „Dienstgemeinschaft“ nennt und zu so schönen Zitaten führt, dass alle gemeinsam„als Dienstgemeinschaft den Auftrag der Einrichtung erfüllen und so an der Sendung der Kirche mitwirken.“

Es ist nicht völlig auszuschließen, dass ich für diesen Beitrag nicht ganz zufällig das Zitat aus dem katholischen Bereich gewählt habe.

Der Test fiel übrigens negativ aus. Zum Glück oder leider?

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