Am Sonntag fuhr ich von Konstanz aus mit der Schwarzwaldbahn. Im Monitor erschien eine Werbung für Oberkirch. Sehr schön, dachte ich. Plötzlich: Das ist doch ein Foto von mir! Der Spot ging weiter. Hm. Inzwischen ist die Nutzung des Handys selbst für mich eine Selbstverständlichkeit (ich meine, in irgendeinem US-Gerichtsurteil hätte es sogar den Status eines Körperteils erlangt). Als der Spot erneut erschien, trat ich in Aktion :
Ohne Zweifel: Ein schönes Bild. Und ohne Zweifel: von mir.
Wie kommt das Bild in den Zug??? Dunkel erinnerte ich mich, dass ich vor langer Zeit mal bei Fotowettbewerben der Stadt Oberkirch teilgenommen hatte. Und nie auf das Siegerpodestchen kam. Weil – so meine selbstbewusstseinsschonende Erklärung: Bei der Abstimmung über die Preiswürdigkeit wurden alle andern von zahlreichen Familienmitgliedern, dem Turnverein, Kirchenchor, der Feuerwehr unterstützt – und ich nicht.
So. Als ich heimgekommen war, gab es nur noch ein kleine Problem: Wo finde ich das Original???? Und wieder einmal bewährte sich der Wahlspruch meiner Mutter: „Halte Ordnung, übe sie, Ordnung spart dir Zeit und Müh!“
Ich wusste, dass das Bild älter war…. Tatsächlich stammte es von 2010!!!! Aber – wie man sieht: Ich habe es (in vertretbarer Zeit!!) gefunden.
So. Jetzt noch der Brief an den Oberbürgermeister (drunter mache ich es nicht!). Dass ich mich einerseits geschmeichelt fühle, andererseits: Wie steht es mit der Einverständniserklärung und dem Copyright?
Keine zwölf Stunden später (es lag eine Nacht dazwischen): Anruf der Stadt Oberkirch: Ojeoja…. Tschuldigung. Man wolle mir was vorbeibringen. Was dann auch Nachmittags geschah. Einen kleinen Präsentkorb (von mir auf den Wert von 20 Euro taxiert. Zum Inhalt gehörte einer Tafel Schokolade, bei der das Mindesthaltbarkeitsdatum seit sechs Wochen abgelaufen war. Aber ich will nicht kleinlich sein.). Die Dame meinte, Sie hätte mich informieren müssen, das aber total verpennt,Das Foto sei wirklich sehr schön. (Sie unterdrückte – so nehme ich an – die Bemerkung, ich solle froh sein, dass die Stadt Oberkirch mir indirekt zu Ruhm und Ehre und Stolz verhelfe). Andererseits: ich hätte mit der Teilnahme an dem Wettbewerb mein Einveständnis für die Veröffentlichung erteilt. Das mag ja sein. Was unterschreibt man nicht alles….Aber – so belehrte ich sie: Selbst wenn ich mein Einverständnis gegeben hätte: Mein Name hätte auftauchen müssen (das hatte mir ein befreundeter Rechtsanwalt – honorarfrei, wie ich hoffe – mitgeteilt)… Soso, meinte sie zweifelnd. Sie solle den OB befragen, der sei Jurist, ermutigte ich sie. Auf meine weiteren Bildangebote (ich hätte noch gaaanz viele schöne Bilder von Oberkirch) ging sie merkwürdigerweise nicht ein. Irgendwie bin ich nicht geschäftstüchtig. Allerdings kann ich mit ihr fühlen: Was ist das für ein Zufall, dass jemand ausgerechnet dann im Zug sitzt, wenn ein Foto über den Monitor geht, das diese Person geschossen hat und dass die das dann auch noch weiß und das Original wiederfindet. Schon Pech!
Zu bemerken ist: Das ist jetzt innerhalb eines Jahres das zweite Mal das Dinge von mir unter falscher Flagge laufen: Im letzten Januar entdeckte wer, dass ein langer Artikel von mir („Sind Christen doch die bessere Menschen?“) Wort für Wort in einem Newsletter abgedruckt war… bloß als Autor zeichnete jemand anderer… Aber das ist eine andere und längere Geschichte. Ich beschränke mich an dieser Stelle darauf, aus diesen Vorkommnissen zu schließen:
Wer so beklaut wird, muss schon saugut sein!
Blöd nur, dass im günstigstenfall lediglich Geschenkkörble dabei rausspringen.