Nur ganz kurz einen Blick auf die ausgezeichnete Seite des St. Gallener Spitals (leider kann ich nicht auf jeden Artikel dieser seite eingehen, obwohl sich das lohnen würde. Aber man kann ja auch selbst nachschauen).
In „Kinder in Coronazeiten“ schreibt Dr. Christian Kahlert über die reißerische Überschrift in dem kostenlosen Blättchen „20 Minuten“:
„Diese Woche haben wir über die mutmassliche Gefährlichkeit von Kindern in 20 Minuten gelesen: Jedes zweite Corona-positive Kind steckt die Familie an. Genauer hingeschaut zeigt sich, dass in der zitierten Studie 101 Indexpersonen (jeweils die zeitlich ersten positiv getesteten Personen in einer Übertragungskette) untersucht wurden, wovon gerade mal fünf (!) Kinder < 12 Jahre alt waren, das Jüngste davon 4-jährig. In den Familien dieser 5 Kinder gab es 9 weitere Infektionen bei total 17 exponierten Haushaltmitgliedern. Daraus entstand diese Schlagzeile, prominent platziert auf der Startseite, die so eine falsche Information vermittelt! Die eigentliche Botschaft aus dieser Studie ist, dass Übertragungen durch Kinder im gleichen Haushalt zwar möglich sind, aber selten vorkommen. D.h. diese Studie beweist sicherlich nicht ein mit Erwachsenen vergleichbares Infektionsrisiko durch Kinder. [Hervorhebung durch U.N.] …. Neu gibt es Untersuchungen mit Rachenabstrichen (direkter Virusnachweis) bei Schulkindern und Lehrern aus Österreich (Gurgelstudie) und Deutschland (Hamburg) in Zeiten steigender Infektzahlen, die weiterhin nur wenige Kinder identifizieren, die das Virus mit sich tragen. Von über 10’000 zufällig augewählten Teilnehmern waren 40 positiv. Vorsicht ist gut, aber irgendwann sollten den Beobachtungen auch Handlungen folgen. Ist es nicht erschreckend, dass trotz aller Erkenntnisse weltweit am Internationalen Kindertag 2020 für mehr als 200 Millionen Schüler die Schule immer noch nicht oder nur teilweise wieder begonnen hat?“
Ich schreibe dies angesichts der nur noch schwachsinnig (oder besser: verantwortungslos?) zu nennenden Überlegungen unserer Kanzlerin, dass Kinder in nur noch mit einem bestimmten Freund oder einer bestimmten Freundin spielen soll. „Casting-Situation“ nennt das die Süddeutsche Zeitung „Und raus bist du“ (leider kostenpflichtig). Aber die psychischen und sozialen Folgen sind ja wurscht, auch ob die Maßnahme tatsächlich was bringen würde. Hauptsache, man hat was getan.