‚Closing borders is ridiculous’: the epidemiologist behind Sweden’s controversial coronavirus strategy

Anders Tegnell talks to Nature about the nation’s ‘trust-based’ approach to tackling the pandemic.1

Das Schweden-Bashing wird (siehe mein Beitrag von gestern) ein bisschen leiser. Der Spiegel stellt fest: Die Unterschiede zu uns sind gar nicht so groß. Aha!

Was mich derzeit beschäftigt: Allenthalben höre ich von der Angst vor der „zweiten Welle“ der Pandemie, die ein erneutes Lockdown nötig machen könnte, wenn man das jetzige „zu früh“ lockere. Ich kapiere das nicht: Zunächst klang es so, dass das Lockdown notwendig wäre, damit das Gesundheitswesen nicht zusammenbräche. Jetzt bricht das Gesundheitswesen mitnichten zusammen. Höchstens insofern, dass mehrere tausend Intensivbetten leer bleiben und es an Krankenhäusern Kurzarbeit gibt.

Also, diese Begründung ist hinfällig. Jetzt kommt eine neue: Um einen Wiederanstieg der Infektionen zu vermeiden, dürfe man den Lockdown nicht zu früh, zu drastisch lockern. Sonst käme die zweite Welle. Und dann bricht das Gesundheitswesen wieder zusammen? Oder wie lange muss der Lockdown aufrechterhalten werden, damit das Gesundheitswesen ganz bestimmt und wirklich nicht mehr zusammenbricht? Bis ein Impfstoff gefunden ist, genügend taugliche Masken vorhanden sind?

Also: Bis Weihnachten oder was weiß ich?

Und dann? Wenn nur genügend Masken da sind, aber kein Impfstoff?

Irgendwie wiederholt eine Stimme in mir dauernd das Wort „Herdenimmunität.Herdenimmunität.Herdenimmunität“

Wie stellt man die her? In Wellen?

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Anmerkung 1: Als Ergänzung zur Überschrift:  heute (6.5.20) brachte die Tagesschau https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/reisebeschraenkungen-101.html   unter der Überschrift „Reisebeschränkungen – Mehr Schaden als Nutzen?“ einen informativen Artikel, in dem die Meinung des schwedischen Interviewpartners voll bestätigt wird. Das ist nicht unwichtig, denn im Moment wird mindestens in den hiesigen Mainstreammedien (wozu auch die Tagesschau zählt) alles mit spitzen Fingern angefasst, was aus Schweden kommt. In dem Bericht der Tagesschau heißt es: „Für die WHO ist klar: Reisebeschränkungen schaden bei einer Pandemie mehr als dass sie nutzen. Das Innenministerium riegelt die Grenzen dennoch ab, kann das auf Anfrage aber nicht wissenschaftlich begründen.“

So. das war jetzt der Vorspann. Nun zum Eigentlichen. Zur Alternative. Ob sie sich bewährt, wird man sehen. Aber es ist eine ernstzunehmende Alternative.    

Nature” ist nun nicht gerade ein dahergelaufenes Blättchen à la Apothekerzeitschrift (nichts gegen diese Postille!). Sondern eine Zeitschrift mit hoher wissenschaftlicher Reputation. Vorneweg auch: Ich kann aus Gründen des Copyrights hier nur eine kleine Passage kopieren. Aber der ganze Text lässt sich  nachlesen. https://www.nature.com/articles/d41586-020-01098-x?utm_source=Nature+Briefing&utm_campaign=4525e04069-briefing-dy-20200421&utm_medium=email&utm_term=0_c9dfd39373-4525e04069-43680077

This is not a disease that can be stopped or eradicated, at least until a working vaccine is produced. We have to find long-term solutions that keeps the distribution of infections at a decent level…Each country has to reach ‘herd immunity’ [when a high proportion of the population is immune to an infection, largely limiting spread people who are not immune] in one way or another, and we are going to reach it in a different way.

There are enough signals to show that we can think about herd immunity, about recurrence.”

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