„Vor dem Virus sind alle gleich“ – das hat von Anfang an erkennbar nicht gestimmt!
Am 9. April 2020 verkündete der Psychologe Stefan Grünewald in einem Interview des Deutschlandfunks : „Menschen haben das Gefühl, angesichts der Bedrohung sind Unterschiede gar nicht mehr so wichtig. Das Virus eint alle, vor dem Virus sind alle gleich, und wir leisten im Moment auch alle den gleichen Verzicht, da gibt es kaum Ausnahmen.“
Das war damals gängiges Mantra und es war schon damals verlogen. Sechs Tage nach dem zitierten Interview schrieb ich am 15.04.2020 zum ersten Mal darüber . Anlass waren die sehr, sehr unterschiedlichen Todeszahlen zwischen weißer (reicher) und schwarzer (armer) Bevölkerung in den USA. Am 08.05.2021 empörte ich mich, dass Fakten über den Zusammenhang zwischen sozialem Status und Erkrankung ignoriert werden. Nur als Beispiel: damals war die Inzidenz in manchen Kölnern Stadtvierteln bei null, in anderen bei 500. Wenn man sich die Mühe machte, genauer nachzuschauen, war offensichtlich: In „guten“ Vierteln niedrige Inzidenz – in „sozialen Brennpunkten“ hohe Inzidenz. Aber auch über unseren deutschen Tellerand rausgeguckt: Mir ging es um die Folgen unseres Impfkolonialismus, um das Zurückfahren von Hilfsprogrammen, weil alles Geld angeblich in die Bekämpfung von Corona gehen musste.
Steckt vielleicht Kalkül dahinter?
Weil diese gesellschaftlichen Zusammenhänge schon damals offensichtlich waren, sie aber bis heute beharrlich von den Regierenden ignoriert werden (um stattdessen lieber auf jugendliche Partygänger oder – inzwischen – auf die bösen Impfunwilligen einzudreschen), drängt sich die Frage auf: Steckt vielleicht Kalkül dahinter? So wie bei Kaiser Wilhelm II, der bei Kriegsausbruch von seinem Balkon dem deutschen Volk zurief: „wir [sind] heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder“ (Frauen gab es damals noch nicht, das ist eine spätere Erfindung).
Der Trick ist altbekannt und wird trotzdem meistens immer noch nicht durchschaut: Man guckt sich einen Feind aus, den man als „die Bedrohung schlechthin“ aufbaut – und prompt sind alle mit der Abwehr dieser großen Gefahr beschäftigt. Die berechtigten Eigeninteressen geraten zur Nebensächlichkeit. Man will ja schließlich solidarisch seinen Beitrag für das große Ziel leisten! Da müsste man sich ja schämen, in einer solchen Gefahrensituation kleinkariert nachzufragen, ob die Lasten gerecht verteilt werden.
Oder (sowas sollte man nicht zu denken wagen!)… ob das Ganze nicht womöglich ein abgekartetes Spiel ist für die Kriegsgewinnler.
Ein schwerwiegender Verdacht – und noch will ich nicht glauben, dass dieser Aspekt bei der Bekämpfung von Corona einen entscheidenden Anteil hat. Aber wenn ich lese, was Oxfam schreibt, dann heißt es „Augen auf!“ und „gesundes Misstrauen vor naiver Gutgläubigkeit“.
Oxfam-Ungleichheitsbericht vom 17.01.2022.: Die zehn reichste Menschen weltweit verdoppelten in der Pandemie ihr Vermögen
Um genau zu sein: sie erhöhten ihr Vermögen auf 1,5 Billionen Dollar. Vielleicht ist es besser, wenn ich es ausschreibe: Zehn Leute erhöhten ihr Vermögen auf 1.500.000.000.000 Dollar. Das sind ungefähr 1.300.000.000.000 Euro. Macht für jeden der zehn 150.000.000.000 Dollar bzw. 130.000.000.000 Euro. Vor der Pandemie war es die Hälfte – was auch schon ganz auskömmlich erscheint.
Zum Ausgleich dafür wuchs die Zahl der zusätzlichen Menschen in Armut um 160 Millionen.
„Für Milliardäre gleiche die Krise einem Goldrausch – auch in Deutschland.“
Präziser: „[In Deutschland haben] die zehn reichsten Personen ihr kumuliertes Vermögen von 144 Milliarden Dollar auf etwa 256 Milliarden gesteigert.“ Das sei ein Anstieg um satte 78%.
Wie ist das zu erklären?
„Regierungen haben Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil ist bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitieren.“
Und wenn wir gerade dabei sind: Es kann nicht nur darum gehen, mit dem Finger auf Milliardäre, Maskendealer und Aktienbesitzer (möglichst solche von Pfizer oder so) zu zeigen. Sondern die Ungleichheit hat auch ganz persönlich mit uns zu tun: Bei der ganzen Diskussion zum Impfen, ob dreimal, viermal, kleine Kinder, große Kinder sollte man mal kurz über Folgendes nachdenken:
„Mittlerweile seien über drei Milliarden Menschen zweifach gegen Covid-19 geimpft, doch nur rund neun Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen habe mindestens eine Impfdosis erhalten.“
Aber das bitte ich nicht als Ablenkungsmanöver zu verstehen nach dem Motto: „Auch wir leben auf Kosten anderer Menschen und beuten aus“. Das sollten wir zwar bitte nicht vergessen. Aber noch weniger den Unterschied, wer in der einen Liga spielt und wer in einer anderen.