Über Sex, das/die weibliche(n) Geschlechtsorgan(e) und Menstruation. Oder: Die einen konstruieren „die Wirklichkeit“, die anderen tragen die Folgen.

Es muss einfach mal gesagt werden: Ich bin gut. Manchmal bin ich sogar besser, als ich gedacht habe. Aber zu diesem Punkt komme ich erst im zweiten Teil der Kolumne. Dann aber ausführlich.

Aber der Reihe nach: Meine Tochter empfahl mir von Liv Strömquist „Der Ursprung der Welt“ (ISBN 978-3-945034-56-9; 2017 auf Deutsch im avant-verlag erschienen). Ein höchst informatives Buch, über den Wandel der männlichen Beurteilung weiblicher Sexualität im Laufe der Jahrhunderte, die ebenso lange andauernde Tabuisierung des/der weiblichen Geschlechtsorgans/e (einschließlich einer ebenso jugendfreien wie inkorrekten Abbildung einer nackten Frau, mit der die US-Raumsonde Pioneer 1972 eventuelle Lebewesen anderer Gestirne Kenntnis von Menschen geben sollte), über Menstruation… kurz über die männliche Konstruktion von „Frau“, die mit Fug und Recht als „interessengeleitet“ bezeichnet werden kann.

Dass das Ganze als Comic daherkommt, tut der Seriosität keinen Abbruch, erhöht aber das Lesevergnügen. Etwas der – berechtigten – Lächerlichkeit preisgeben, ist ohnehin wirksamer, als sich auf die Stufe von Leuten hinunter zu begeben, deren wissenschaftliche, ideologische oder religiöse Überzeugung niemals vom Hauch eines Selbstzweifels angeweht wurde. In dem Zusammenhang lasse ich auch das Argument nicht gelten „das hat man halt früher so gedacht!“ Zum einen ist die Fähigkeit zum Selbstzweifel keine menschliche Errungenschaft neuesten Datums, sondern konnte seit Jahrtausenden gepflegt werden und sie wurde es auch. Zum andern finde ich den  Fortschritt in Sachen „Selbstzweifel und Selbstkritik“, den es angeblich heute im Unterschied zu früher gibt, nicht einmal in „der Wissenschaft“ (von Religion und Ideologie ganz zu schweigen) so recht ins Auge fallend.

Ein bisschen schade ist, dass keine Quellenangabens gemacht werden. So rätsle ich zum Beispiel, ob das Zitat „Der Körper der Frau ist stinkend und unrein, ein schmutziger Sack voller Ausscheidungen und Urin“ tatsächlich – wie angegeben von Arnobius von Sicca (ungefähr 4. Jahrhundert n. C.) stammt oder von Odo von Cluny aus dem 10. Jahrhundert. Egal.

Also… zunächst wurde „der Mann“ als fähig zur Selbstbeherrschung (und damit zu intellektuellen Höhenflügen) angesehen und „die Frau“ galt über viele Jahrhunderte deshalb als minderwertig, weil sie so triebgesteuert und zügellos sei. Weshalb dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Klitodektomie in besseren Kreisen ein  Mittel der Wahl war, um der weiblichen Unbeherrschtheit zu wehren… Und wir regen uns über „weibliche Genitalverstümmelung“ in Afrika etc. auf. Aufregen tun wir uns natürlich mit Recht – aber die Attitüde moralischer Überlegenheit können wir uns sparen.

Dann kam der wissenschaftliche Fortschritt und erklärte die Männer die Triebgesteuerten, die sich schwer beherrschen konnten (was ihnen in zahlreichen Vergewaltigungsprozessen zu einer milderen Beurteilung der Tat verhalf). Eigenartigerweise veränderte diese neue Sichtweise nicht die Überzeugung, dass intellektuelle Höhenflüge weiterhin ihre Domäne wären. Die Frauen umgekehrt – wofern sie „richtige“ Frauen waren – haben nach dieser Sicht nicht so Interesse an Sex. Aber sonst bleibt alles beim Alten: Ersatzweise Befriedigung durch intellektuelle Höhenflüge zu erlangen, ist ihnen auch mangels defizitärer Ausstattung nach wie vor verwehrt. Das war wissenschaftlich erwiesen.

Das Merkwürdige: Mir waren beide konträre Argumentationsstränge vertraut – aber ich realisierte ihre Widersprüchlichkeit nicht. Damit stehe ich sicher nicht allein und außerdem ist es möglicherweise wurscht. Weil es nicht darum geht, wer wie sexuell drauf ist. Sondern egal, welchem Argumentationsstrang man folgt – am Ende heißt es „Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung männliche Herrschaft.

Klingt nicht eben freundlich. Tatsächlich habe ich auch einen Moment gezögert, das so hinzuschreiben. Aber die Maus (egal ob männlich oder weiblich) beißt daran kein Faden ab.

Liv Strömquist bringt es auf den Punkt. Weil die Macht der Religion schwand und damit die Möglichkeit die Unterordnung der Frau religiös zu begründen, musste was Neues her, nämlich  ‚Die Wissenschaft‘. Sie schreibt: „Anstatt einfach zu sagen: ‚Du kriegst keine Macht, da Gott es nicht will‘ war man gezwungen, sich ein wissenschaftliches Argument auszudenken. ‚Du kriegst keine Macht, weil du eine Gebärmutter hast! Und ganz anders bist als ein Mann.‘“

Einschub: Gestern suchte ich nach einem Zitat von Hannah Arendt, das ungefähr so lautete: In der „totalen Herrschaft“ gibt es eine Einheit der politischen Führer mit dem Mob. Diese Verknüpfung schien sich mir für Trump nahezulegen. Das genaue Zitat habe ich nicht gefunden. Dafür eine Passage aus einem Gespräch mit Günter Gaus aus dem Jahr 1964, glaube ich. Warum ich es hier einfüge, wird sich dem geneigten Leser, der geneigten Leserin nach dem Hören erschließen.

 

 

Zunächst zog es mir die Schuhe aus angesichts der machohaften Attitüde von Günter Gaus. Aber das wurde dann am Ende der Passage getoppt durch die Ausführungen Hannah Arendts, was sich für eine Frau schicke und was nicht. Befehlen auf alle Fälle nicht. Wie konnte eine so gescheite Frau nur so dumm sein?

Wird von mir verbucht in der Rubrik „ der Zeitgeist weht, wo er will – und er durchweht auch dich. Bloß keine Überheblichkeit!“ Abgerechnet wird am Schluss… zum Glück kriege ich das dann nicht mehr mit.

„Die Wissenschaft“ stellte also fest: „Frau“ ist anders als „Mann“ und sie ist auf ihn angewiesen. Gerade auch beim Sex. Damit sie sich ja nicht selbständig mache, erfand – ja, es war Sigmund Freud.den Unterschied zwischen dem klitoralen und dem vaginalen Orgasmus. Der erste ist falsch, „unreif“, der zweite ist der richtige. Zufällig war der nur durch Penetration zu erreichen. Ohne Mann kein richtiger Sex.

Ich erinnere mich, wie ich meine Lehranalytikerin schüchtern frage, ob es den Unterschied zwischen klitoralem und vaginalem Orgasmus tatsächlich gebe. „Aber natürlich!“, meinte sie… und ich schwieg vor mich hin. Vermutlich hoffte ich, dass sie nicht Näheres wissen wollte. Auch so wird Herrschaft etabliert und gefestigt: ‚Irgendwie bin ich wohl nicht richtig. Hoffentlich merkt es keiner! Sonst kriege ich womöglich das analytiche Abschluszertifikat nicht wegen Unreife.‘  

Liv Strömquist:“Freud lancierte nämlich im Jahre 1905 eine völlig neue, total gefreestylte, quellenangabefreie Theorie: nämlich, dass junge, unreife Mädchen Klitorisorgasmen bekämen, während die reife weibliche Sexualität Vaginalorgasmen beinhalte.“      

 

Bei dem langen Kapitel über Menstruation kam ich mit meiner Tochter ins Gespräch. Erzählte ihr, dass ich durchaus noch in einer Zeit groß geworden bin, in der menstruierende Frauen die Milch sauer werden ließen. Über die vielen Peinlichkeiten, die „die Tage“ mit sich brachten.

Später dachte ich: „Schau doch mal nach, was du zu ‚Menstruation‘ geschrieben hast!“. Im Jahr 1994 – also 20 Jahre vor Liv Strömquist! – war nämlich ein Büchlein von mir erschienen: „Ohne Jeans und Pille“. In einzelnen Kapitelchen hatte ich darin u.a. was zu Empfängnisverhütung, Geschlechtsspezifischer Erziehung, Jungfräulichkeit, Onanie  – und eben auch was zu Menstruation geschrieben.  

Ich war angenehm überrascht, denn dass die Menstruation der Frau ein prima Mittel war, sie von allem Möglichen auszuschließen – das hatte nicht erst Liv Strömquist entdeckt. Ich wahrscheinlich auch nicht. Aber immerhin war ich früher dran als sie.

Nur um einen Satz beneide ich sie: „Seltsamerweise bin ich nie auf einen Forscher oder Arzt gestoßen, der beispielsweise zu dem Ergebnis kommt, dass Frauen aufgrund ihrer gefährlichen hormonellen Schwankungen nicht geeignet seien, Kinder zu betreuen… und es besser wäre, dass Männer daheim bei den Kindern blieben und Frauen arbeiten gingen.“

Aber nun ein ausführliches Zitat aus meinem eigenen Opus von 1994.  Ich begann das Kapitel mit einem Interview mit einer Frau (Jahrgang 1959):

… Die Binden hat die Mama gekauft. Da habe ich mich schon überwinden müssen, ihr zu sagen, wenn ich wieder welche gebraucht habe. Es wurde nicht so richtig gesagt, aber irgendwie war es etwas Schlechtes, Unanständiges, etwas, das man am besten verheimlicht… Als ich später selber die Binden gekauft habe, habe ich sie nie bei uns im Dorf gekauft. Da bin ich eben aufs Fahrrad und in die Stadt gefahren…  Beim Einkochen war es einmal, das ist mir noch gut in Erinnerung, da sind hinterher die Gläser aufgegangen. Da sind sie über mich hergefallen, das könne nur an mir gelegen haben, ich hätte sicher meine Tage gehabt. Ich war dann die Schuldige. Das war später in der Hauswirtschaftsschule noch ausgeprägter, die Nonnen sind so weit gegangen, dass man es hat melden müssen, wenn man Küchendienst hatte, dass man mit keinerlei Lebensmittel in Berührung gekommen ist. Küchendienst war Tabu. Da ist man abgestellt worden zum Putzen oder so. Natürlich gab es dann auch keine Handkommunion… Das geht heute noch so weit, dass ich mich selbst ertappe, wenn ich beim Einkaufen.. meine Waren aufs Band lege und Tampons oder so habe. Wenn ein Mann hinter mir ist, dann würde ich das am liebsten irgendwie verwursteln.“    

So weit das einleitende Zitat. Und jetzt ich:

„… Zu meiner Zeit war höchstens von den kritischen Tagen die Rede, und diese hatte frau zu verbergen: ‚Wie sie die kritischen Tage immer mit der gleichen Sicherheit und Heiterkeit meistert, ist das Geheimnis einer kleinen Handtasche. Ein Geheimnis, das nie verraten wird – die kleine Camelia-Taschenpackung ist ja so unauffällig.‘.. Der Kauf von Binden sollte dadurch diskreter gestaltet werden, das jede Packung einen Abschnitt zum Abreißen aufwies, den frau dem Kaufmann nur zuschieben musste, der dann wusste, was fällig war.
War das wirklich eine Erleichterung? Oder war es nicht eher ein weiterer Beitrag zur Be-Schämung, eine Verstärkung des Gefühls: Ich habe etwas an mir, das ist so schlimm, dass es unaussprechlich ist?
Es bleibt nicht folgenlos, wenn frau sich jedes Jahr zusammengerechnet über einen Monat lang schämt, wenn sie im Laufe ihres Lebens drei Jahre lang damit beschäftigt ist, sich zu genieren und darauf zu achten, dass man nichts merkt.  
Der weibliche Zyklus ist nicht minder normal als der männliche Bartwuchs. Stellen wir uns vor, Männer müssten sich ihres Bartwuchses schämen und hätten ihn möglichst zu verbergen, dann wird klarer, welchen Zweck die Erziehung zur weiblichen Menstruations-Schamhaftigkeit hat…. Es könnte also schon sein, dass vor vielen tausend Jahren irgendwer auf die geniale Idee kam, menstruierende Frauen für unrein zu erklären. Aber wie immer es sich verhalten haben mag, eins lässt sich sagen: Ursache für die Be-Schämung der menstruierenden Frau ist das Patriarchat.
Scham ist nicht eingrenzbar. Wer mit einem Makel behaftet ist, vergisst das nicht. Man ließ es die Frauen auch nicht vergessen, selbst wenn sie gewollt hätten. Denn zur Be-Schämung durch Tabuisierung kam die Botschaft der menstruationsbedingten Minderwertigkeit der Frau. Hier, wie z.B: auch bei der Onanie und der Homosexualität, sprang die Wissenschaft in die Bresche, als die aus dem Religiösen abgeleitete Begründung nicht mehr so recht zog. Das biblische Verdikt der Unreinheit und dessen folkloristische Ausschmückung (verdorbene Nahrung, welkende Blumen, missglückte Dauerwellen) wurde abgelöst durch den Satz von der gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnis.
Da wäre als Kuriosum (aber auch Kuriosa tun Wirkung) die Theorie vom ‚Menotoxin‘ zu nennen. So hieß der angeblich giftige Stoff des Menstrualsekrets… Zwar drückt sich der Forscher (in diesem Fall ein amerikanischer Professor im Jahr 1954) vorsichtig aus, aber das heißt nur, dass er sein Gift subtil verbreitet: §Der intelligente Mensch ist sich heute darüber klar, dass die menstruierende Frau keinen sichtbaren[!] schädlichen Einfluss auf ihre Umgebung hat… Auch hört man selten, dass ein Säugling von der Milch einer menstruierenden Mutter unter irgendwelchen Beschwerden leiden musste…“ Aber über die interne Giftigkeit der Menstruierenden gab es keinen Zweifel: ‚Die Ausscheidung erwies sich bei Injektionen an Ratten als stark giftig, und bereits einige Tropfen des Materials erwiesen sich oft für 21 Tage alte Ratten als tödlich…‘ Die letzte Dissertation in Deutschland über die mögliche Giftigkeit der menstruierenden Frau stammt aus dem Jahr 1975…
Während Frauen potentielle Giftmörderinnen sind, verfügen Männer über heilende Kräfte: Auch dies ein Ergebnis der Wissenschaft: ‚Jedenfalls steht fest, dass Frauen mit regelmäßigem, ja häufigem Geschlechtsverkehr, die keinerlei künstliche Verhütungsmaßnahmen vornehmen, selten Unterleibsentzündungen bekommen. Das mag seine Erklärung darin finden, dass in der Samenflüssigkeit des Mannes entzündungswidrige Stoffe vorkommen, die etwa halb so wirksam sind wie Penicillin, wie amerikanische Forscher feststellen konnten.‘ Ach, hätte man den armen Ratten doch lieber männliches anstatt weibliches Sekret gespritzt, vielleicht lebten sie noch heute!
…. Ähnlich wie mit dem Wandel von religiös-kultischer Unreinheit zu medizinischer Giftigkeit verhielt es sich mit dem Ausschluss der Frau von Bereichen der Öffentlichkeit. Auch hier waren es die Mediziner, die den Theologen mit Argumenten beisprangen. Menstruation macht minderwertig und untauglich. Zunächst einmal grundsätzlich. Während der Mann der Selbstbestimmte ist, wird die Frau zur Unterworfenen: ‚Das Mädchen muss schon beizeiten lernen, sich unter das Gesetz seines Lebens zu stellen und Maß zu halten oder Verzicht zu leisten, wenn die Gesunderhaltung des Leibes und der Seele es erfordern.‘ Beim Mann ist das anders: ‚Sofern er nicht unvorhergesehenerweise erkrankt, kann der Mann Pläne aufstellen und durchführen, ohne sich um sein physisches Wohlbefinden zu kümmern. Die Frau hat ihre ‚Perioden‘ und muss darauf Rücksicht nehmen… an jedem beliebigen Tag kann ein Mann heiraten… Innerhalb eines Monats hat die Frau ihre guten und schlimmen Tage, denen man Rechnung tragen muss… zum Beispiel bei der Festsetzung des Hochzeitsdatums. Das gleiche gilt für eine Menge anderer Vorfälle, man denke nur an die Bergtour, auf die sie verzichten muss, weil sie sich unwohl fühlt.‘ Nun finden Hochzeiten und Bergtouren nicht gar so häufig statt, aber darauf kommt es nicht an. Entscheidend ist das unterschiedliche Bewusstsein, das Männern und Frauen anerzogen wurde: Bei den Frauen kam in des Wortes doppelter Bedeutung in der Regel was dazwischen, während Männern das Gefühl vermittelt wurde, sie seien jederzeit Herr der Lage. Die tatsächlichen Menstruationsbeschwerden spielten bei diesem unterschiedlichen Lebensgefühl die geringste Rolle. Entscheidend waren die impliziten und expliziten Vorschriften, die von Ärzten gegeben wurden: Baden sei wegen erhöhter Infektionsgefahr zu unterlassen, schrieb einer von ihnen 1971. Im selben Jahr riet ein anderer, während der Periode keinen Geschlechtsverkehr zu haben, weil dies zu Verwachsungen der Eileiter führen könne. Außerdem gebe es ästhetische Gründe dagegen (‚Ich brauche hier wohl nicht allzu deutlich zu werdn!‘) Sport und Radfahren waren ebenfalls Dinge, die mindestens von einem Teil der Ärzteschaft den Frauen schlicht untersagt wurden. Das heißt: Nicht ddurch die Menstruation wird die Frau Einschränkungen unterworfen, sondern die Menstruation dient als Rechtfertigung, die Frau einzuschränken. Eine Frau, die ihre Tage hatte, wurde förmlich krank geredet: ‚ Viele Mädchen und Frauen sind gezwungen. Ihre tägliche Arbeit zu unterbrechen und für ein paar Tage das Bett  zu hüten. Auch wenn sie ihre Arbeit nicht unterbrechen müssen, fühlen sie sich in dieser Zeit schlapp und elend… Die geschilderten Beschwerden sind mehr oder weniger normal‘, hieß es. Krankheit ist für die Frau ein Normalzustand. Damit galten die Frauen konsequenterweise beruflich nur für bedingt einsatzfähig. ‚85 Prozent der berufstätigen Frauen haben nach Schätzungen der Gynäkologen Menstruationsstörungen unterschiedlicher Stärke, und eine Leistungsminderung von 25 Prozent muss als normal angesprochen werden.‘…
Das klingt freundlich und ist es nicht. Die Frauen konnten zwar von Zeit zu Zeit ihren Behindertenausweis zücken und sich damit einige Vorteile verschaffen (z.B. gab es mildernde Umstände für Ladendiebstähle, die in der fraglichen Zeit begangen wurden). …. Aber: der Behindertenstatus hatte auch hier mehr Nachteile als Vorteile. Wer im Ruf steht, an etlichen Tagen im Monat nur 75% Leistung zu bringen und nicht ganz zurechnungsfähig zu sein, taugt nur für inferiore Tätigkeiten, bei denen es nicht so genau darauf ankommt. Wirkliche Verantwortung kann so jemand nicht tragen.
Die Lufthansa schloss bis weit in die siebziger Jahre Frauen von der Ausbildung zur Pilotin aus, wobei anfangs ganz offen argumentiert wurde, während der Menstruation hätten die Frauen gefährliche Konzentrationsschwächen. Die wenigsten Frauen werden nach der Freiheit streben, die über den Wolken grenzenlos sein soll, und immer nur eine kleine Minderheit wird Straßenbahnen lenken wollen. Darum geht es nicht. Sondern um die Erziehung zu einem Selbstbild, das von Scham, dem Glauben an die eigene Unterlegenheit, dem Gefühl des Sich-beschränken-Müssens und des Beschränkt- Seins geprägt ist….“   

(Anmerkung: Die Rechtschreibung wurde ein wenig den neuen Regeln angepasst. Die Anmerkungen/Quellenangaben habe ich hier weggelassen. Sie sind aber im Originaltext selbstverständlich vorhanden).

 

Also… wenn Sie mich so fragen: Ich empfehle beide Bücher zum Kauf, sowohl Liv Strömquist, Der Ursprung der Welt, als auch Ursula Neumann, Ohne Jeans und Pille. (Letzteres gibt es nämlich durchaus noch antiquarisch für ein paar Euro.)   

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