Thüringen und kein Ende: Ein Bischof gratuliert… Oder doch nicht?

Nein, ich gucke nicht Anne Will, aber manchmal lese ich nach, was es da so gegeben hat. Dabei stieß ich heute auf die Rechtfertigung von Kubicki (FDP), auch der Erfurter Bischof habe ja dem AFDP- Ministerpräsidenten Kemmerich gratuliert:

„Umständlich erklärt Kubicki, warum er einer halluzinierten ‚bürgerlichen Mitte‘ und seinem sehr realen Parteikollegen Thomas Kemmerich per Tweet zunächst zur Wahl gratuliert hatte. Er sei in Brüssel gewesen, weit weg, mit vielen Franzosen, und dann gehöre sich das so. Außerdem hätten ‚Dutzende von Leuten‘ gratuliert, darunter ‚der Bischof von Erfurt‘. Na dann.“ (https://www.spiegel.de/kultur/tv/anne-will-zu-thueringen-mit-alice-weidel-ein-trauerspiel-ein-grinsen-a-8ec972eb-13cc-4874-b0da-5401a3fc3182)

Na denn? Wenn ein Bischof gratuliert, dann kann man das auch Herrn Kubicki nicht übel nehmen, oder?

Jetzt ist allerdings die Frage: hat der Bischof er oder hat er nicht?

Domradio Köln – meine katholische Gewährsstelle – mag sich da nicht so ganz festlegen:

Am 6.2.20 ist unter der Überschrift: „Nach der Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen – FDP will Landtag auflösen“ zu lesen:

Die Wahl Kemmerichs stieß auch beim katholischen Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr auf Skepsis. ‚Die Aufgabe eines Ministerpräsidenten besteht auch darin, das Land zusammenzuhalten. Das ist umso wichtiger, da die Gesellschaft in Thüringen nicht nur pluralisiert, sondern polarisiert ist‘. Ein Ministerpräsident müsse ‚für alle da sein‘, mahnte der Bischof.“ (https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2020-02-06/fdp-will-landtag-aufloesen-nach-der-ministerpraesidenten-wahl-thueringen)

Ein Tag früher, am 5.2. las man’s noch etwas anders und ausführlicher: Unter der Überschrift: „FDP-Politiker Kemmerich neuer Thüringer Ministerpräsident Mahnung und Kritik nach Wahl“:

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte auf Anfrage: ‚Die Aufgabe eines Ministerpräsidenten besteht auch darin, das Land zusammenzuhalten. Das ist umso wichtiger, da die Gesellschaft in Thüringen nicht nur pluralisiert, sondern polarisiert ist.‘ Ein Ministerpräsident müsse ‚für alle da sein‘, mahnte der Bischof. Er äußerte die Hoffnung, dass Kemmerich trotz der schwierigen Mehrheitsverhältnisse zusammenführend wirken könne. Er habe dem FDP-Politiker zur Wahl seine Segenswünsche übermittelt.“.

(https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2020-02-05/mahnung-und-kritik-nach-wahl-fdp-politiker-kemmerich-neuer-thueringer-ministerpraesident)

Jetzt kann man streiten, ob Segenswünsche Glückwünsche sind. Aber immerhin: des Bischofs Segen ruht auf Kemmerich, das scheint unbestritten. 

Ich gehe  auf die Seite www.finanznachrichten.de .  Komisch, komisch: Da steht Pressekontakt: Alternative für Deutschland. Bundesgeschäftsstelle. Und so sieht die Seite auch aus.

Was hier zu lesen ist, klingt ein bisschen anders als beim katholischen Domradio. Ein bisschen sehr anders:

Stephan Brandner: Bischof Neymeyers herzliche Glückwünsche an Ministerpräsident Kemmerich zeigen: Katholische Kirche ist doch bürgerlich-konservative Bastion

Berlin (ots) – Bereits am Donnerstag gratulierte der Erfurter Bischof Neymeyer dem neu gewählten Ministerpräsidenten Kemmerich (FDP) zum neuen Amt und wünschte ihm „Gottes Segen“ und erklärte weiter, dass die Aufgabe eines Ministerpräsidenten „auch darin bestehe, eine Gesellschaft zusammenzuhalten“. Das Wahlergebnis bilde die Gesellschaft Thüringens auch mit ihren Polarisierungen ab.

Dazu Stephan Brandner, stellvertretender Bundessprecher der Partei Alternative für Deutschland und Bundestagsabgeordneter, dessen Wahlkreis Erfurt umfasst: „Gerade angesichts der Turbulenzen der letzten Tage, die im Ergebnis sogar dazu geführt haben, dass der Ostbeauftragte Hirte wegen bloßer Glückwünsche zum Rücktritt gezwungen wurde, ist es als besonders positiv zu bewerten, dass die katholische Kirche in Thüringen dem politischen Druck nicht nachgibt, Haltung zeigt und sowohl die Notwendigkeit als auch das Gegebensein der bürgerlichen Mehrheit in Thüringen als wichtig für unser Land erkennt“.

Noch vor einiger Zeit habe Bischof Neymeyer sogar die Beleuchtung des Doms gelöscht, als die AfD auf dem Domplatz eine Versammlung abhielt. Dafür war er von Brandner scharf kritisiert worden. „Aber das ist nun Gott sei dank Vergangenheit. Ich bin jetzt froh, dass sich zumindest die katholische Kirche in Thüringen wieder der konservativ-bürgerlichen Werte erinnert und offen dazu steht. Offenbar hat der Bischof auch erkannt, wie wichtig ein nichtsozialistischer Ministerpräsident für Thüringen ist. Ich persönlich fühle mich endlich einmal wieder darin bestärkt, bisher nicht aus der katholischen Kirche ausgetreten zu sein“, so Brandner abschließend. (https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2020-02/48804677-stephan-brandner-bischof-neymeyers-herzliche-glueckwuensche-an-ministerpraesident-kemmerich-zeigen-katholische-kirche-ist-doch-buergerlich-konservative-007.htm)

Na denn…. Immerhin noch einer, der Kirchensteuer zahlt. Während in NRW sich im Jahr 2019 120188 Schäfchen vom Acker machen. Das Jahr zuvor waren es nur 88510, was einen Kirrchenrechtler dazu veranlasste, von einer „Kernschmelze“ zu sprechen, was wiederum die Süddeutsche (7.2.20) auch zu was veranlasste, nämlich zur Frage, ob die Gläubigen Brennstäbe seien und ob angesichts dieses GAUs jetzt – wie nach Fukushima –  die Energiewende anstünde. Aber das ist jetzt eine andere Geschichte….   

 

 

 

 

 

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