Mal wieder leider ein kostenpflichtiges Interview. Aber ein kleines bisschen darf ich doch draus zitieren.
Ein Spiegel -Interview https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-lockdown-die-reaktion-der-politik-hat-den-rahmen-gesprengt-sagt-mediziner-a-489f176c-4d5b-48c7-b279-5dbb4c1b3569# mit Prof. Dr. med. Santiago Ewig, 60, er ist Herausgeber der Fachzeitschrift „Pneumologie“ und Chefarzt am Thoraxzentrum Ruhrgebiet in Bochum.
Das Interview führte:von Alfred Weinzierl
06.05.2020, 00.22 Uhr
Prof. Ewig: Wir kommen zum entscheidenden Punkt: Wir müssen akzeptieren, dass der Staat eine Basisrate an Neuinfektionen, Krankheiten und Todesfällen zumindest aktuell nicht verhindern kann. Hier ist der Blick auf die Influenza erhellend. Der Staat hat bisher stillschweigend hingenommen, dass Jahr für Jahr Tausende Menschen an der Influenza versterben. Vor allem Ältere und Kranke, aber auch Jüngere und Gesunde. Was die Politik bei Corona ursprünglich verhindern wollte, war die quasi apokalyptische Erfahrung des Massenanfalls von Kranken und Toten. Aber sie konnte nie zum Ziel haben, die Epidemie auszulöschen.
SPIEGEL: Wenn das Robert Koch-Institut nun täglich die Reproduktionszahl verkündet und zum Ziel erklärt, diese solle möglichst weit unter eins gedrückt werden, könnten die Bürger genau diesen Eindruck gewinnen.
Ewig: Offenbar hat die Politik mit diesem Ziel zwischenzeitlich geliebäugelt. Doch wenn man sich an einer Reproduktionszahl weit unter eins orientierte, würde das den Aufwand und die Kosten in ruinöse Höhen treiben…..
SPIEGEL: Die Bürger sollen akzeptieren, bis auf Weiteres mit dem Virus leben zu müssen?
Ewig: Wir müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Covid-19 ein Risiko ist, das in Relation zu anderen Risiken gesehen und gehandhabt werden sollte. Es geht um ein angemessenes Verhältnis von Aufwand und Ergebnis der Infektionskontrolle. Welche Basisrate sind wir bereit zu akzeptieren, welchen Preis dafür zu bezahlen? Im Straßenverkehr nehmen wir eine Basisrate an Verletzten und Toten hin, während wir gleichzeitig ständig versuchen, deren Zahl zu senken.
SPIEGEL: Sind die Ansprüche der Menschen, was ihre Sicherheit angeht, an das Gesundheitssystem zu hoch?
Ewig: Den Eindruck habe ich nicht…. Es ist die Politik, die offenbar verhindern will, dass für jedermann erkennbar wird: Der Staat hat keine vollständige Kontrolle über die Epidemie. Allein die Radikalität der verhängten Maßnahmen hat die Erwartungen dahingehend verschoben, dass der Staat die Epidemie beherrscht und „alles wieder gut“ wird. Ein hoher Preis zieht hohe Erwartungen nach sich…..
Erganzend: heute (6.5.) berichtet die Tagesschauhttps://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/reisebeschraenkungen-101.html
Reisebeschränkungen Mehr Schaden als Nutzen?
Stand: 06.05.2020 14:48 Uhr
Für die WHO ist klar: Reisebeschränkungen schaden bei einer Pandemie mehr als dass sie nutzen. Das Innenministerium riegelt die Grenzen dennoch ab, kann das auf Anfrage aber nicht wissenschaftlich begründen.
Von Markus Grill, NDR/WDR
Lohnt sich zu lesen!