Goldhamster beweisen: Masken reduzieren Infektionsrisiko deutlich

Manchmal frage ich mich doch, was sind die journalistischen oder wissenschaftlichen Mindeststandards, um es – z.B. beim Spiegel – zu einer Headline zu schaffen.

Unter der Überschrift „Masken reduzieren Infektionsrisiko deutlich“  (das mit den Hamstern ist deutlich kleiner vermerkt) berichtet der Spiegel heute (21.5.20) von einer wahrhaft bahnbrechenden Untersuchung  https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-masken-reduzierten-infektionsrisiko-deutlich-hamster-studie-a-39a920b4-20ab-4ea1-8bf0-5826c3730181 :

Siebenundzwanzig Hamster insgesamt (wenn ich es recht zähle), darunter drei Corona-Infizierte (wie hat man das gemacht? Wo bleibt der Tierschutzbund? Ist die Untersuchung von der zuständigen Ethikkommission genehmigt worden?) wurden in Käfigen gehalten, jeweils getrennt durch eine den Mundschutzmasken entsprechende Abtrennung. Oder eben ohne einen solchen Schutz. Die ohne diese Mundschutzmasken-Abtrennung steckten sich deutlich weniger an, als die, die durch den Stoff geschützt waren. (Anmerkung in Klammer: … Nirgendwo finde ich einen Hinweis, wie viele Hamster das überlebt und wie viele ihr Leben im Dienst der Wissenschaft opferten. Das finde ich nicht nett.)

Das sensationelle Ergebnis ist anscheinend zu 1 auf die Leute beim Edeka und im Zug zu übertragen.

Also, ich hätte da einen ganzen Sack voll weiterer Untersuchungsdesigns von  derselben Qualität zu bieten:

  1. Siebenundzwanzig Hamster – ohne Schutzvlies –  werden im Abstand von einem, eineinhalb und zwei Metern gehalten. Wie wirkt sich das auf die Ansteckungsrate aus?  
  2. Siebenundzwanzig Hamster – ohne Schutzvlies –  in den entsprechenden Abständen gehalten, diesmal aber mit Hamsterrädern, um den Einfluss der Verwirbelung (Aerosole!) zu prüfen.
  3. Design 1 +2, diesmal zusätzlich mit Schutzvlies 
  4. Siebenundzwanzig männliche Hamster und siebenundzwanzig weibliche Hamster: jeweils das ursprüngliche Untersuchungsdesign wie auch die vier von mir vorgeschlagenen. Damit der Einfluss des Geschlechts berücksichtigt wird… Naja, man könnte das natürlich auch noch mit dem Alter machen… 

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Weitere Vorschläge gefällig? Zum Beispiel die Variante: Statt drei erkrankte Hamster deren vier oder fünf zu nehmen oder nur einen…. Das wird so ein bisschen in dem Artikel thematisiert. Was nicht thematisiert wird: das Verhältnis der gesunden zu den kranken Hamstern hat nichts mit der Realität zu tun: Hier kommen aktuell auf 100 000 Menschen sehr, sehr großzügig gerechnet 500 Infizierte. Und alle müssen Masken tragen…  

Gut, der Tenor der Rückmeldungen im SPIEGEL ist überwiegend so, wie es diese Art von seriösem Journalismus verdient.  

Und jetzt frage ich (nicht nur mich) abschließend: Warum bin ich eigentlich nicht in die Forschung gegangen. Wo ich doch so tolle Ideen zu Untersuchungsdesigns habe, mit denen ich ganze Institute auf Jahre hinaus beschäftigen könnte.

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