Schwimmen bildet. Mindestens, wenn man dabei wie ich mit einem wasserdichten I-pod samt ebensolchen Ohrstöpseln ausgerüstet ist und sich das dröge Hin und Her im Schwimmbecken mit der „Chronik der Bundesrepublik“ (mit viel O-Ton) garniert.
Heute waren die 68-er dran und ich dachte, ich höre nicht recht, als ich Rudi Dutschke hörte:
„Jede radikale Opposition gegen das bestehende System, das uns mit allen Mitteln daran hindern will, Verhältnisse einzuführen, unter denen die Menschen ein schöpferisches Leben ohne Krieg, Hunger und repressiver Arbeit führen können, muß heute notwendigerweise global sein. Die Globalisierung der revolutionären Kräfte ist die wichtigste Aufgabe der ganzen historischen Periode, in der wir heute leben und an der menschlichen Emanzipation arbeiten.“ (Rudi Dutschke, Die geschichtlichen Bedingungen für den internationalen Emanzipationskampf. Rede gehalten am 17.2.1968 auf dem internationalen Vietnamkongress in Berlin)
Die Globalisierung der revolutionären Kräfte als Voraussetzung der Emanzipation! Das unterscheidet sich doch ziemlich von dem Verständnis von Globalisierung in der Folge der 80er und 90er Jahre: Wo die Begründung für jeden Rückbau von sozialen und Arbeitnehmerrechten, jeder Lohnkürzung, jeder Massenentlassung war/ist: „Des isch wege dere Globalisierung“.
Wie immer: Es kommt darauf an, wer definiert, definieren kann und wer die Macht hat, seine Definition so zu implementieren, dass sie sich zur (tot-)schlagenden Begründung und Rechtfertigung wandelt. Das ist etwa so, als würde der Begriff „Wirtschaftswachstum“ zu einem (positiv konnotiertes) Naturgesetz mutieren (warum schreib ich da eigentlich im Konjunktiv?), bei dem man es ja auch nicht besonders intelligent wäre, zu sagen: Dieses Naturgesetz passt mir aber ganz und gar nicht!
Insofern lehrt Rudi Dutschke: Geht auch anders.
Falls mir jetzt jemand unterstellt, ich sei Globalisierungsgegnerin, so möchte ich das doch ein bisschen differenziert sehen: Ich bin gerade sehr dankbar, dass ich im Internet nur die Begriffe „Dutschke, Vietnamkongress, Globalisierung“ eingeben musste – und schon bekam ich das gewünschte Zitat frei Haus. So isch no au wieder.