Blick über unseren Wohlstands-Tellerrand: Impfen kann tödlich sein – Nicht Impfen auch 

Eine bemerkenswert kleine Notiz in der Süddeutschen  vom 25.2.22: Acht Impfhelfer getötet

Nein, es handelt sich natürlich nicht um ein Vorkommnis in unseren Breiten – und es geht auch nicht um Corona. Sondern um eine Impfkampagne gegen Polio in Afghanistan. Diese wurde im November 2021 wieder aufgenommen, während weltweit Impfkampagnen gegen Malaria, Tuberkulose usw. weiter eingestellt bleiben. Weil „wir“ unser Geld selber brauchen für dies und das im Zusammenhang mit Corona.

Beispielsweise um die teuren Vergleiche mit Maskenlieferanten zu zahlen. Für Masken, die zu Mondpreisen eingekauft wurden und jetzt bis zum Verfallsdatum gehortet werden, nämlich 2,4 Milliarden.(Vgl. Artikel des Ärztlichen Nachrichtendienstes vom 18.2.2022 )

Masken-Streit: Lieferanten fordern dreistelligen Millionen-Betrag vom Bund

Genauer 425 Millionen (Stand Ende Januar)

„[…]Der Staat hatte vor allem zu Pandemiebeginn händeringend nach Schutztextilien gesucht und in einem sogenannten Open-House-Verfahren Masken für 4,50 Euro pro Stück geordert. Das Ausschreibungsvolumen war nach oben nicht gedeckelt, der Bund bekam viel mehr Ware als gedacht. In vielen Fällen verweigerte das Ministerium die Bezahlung und berief sich auf Qualitätsmängel – zahlreiche Händler argumentieren aber, diese habe es gar nicht gegeben.[…]“

Hübsch ist auch was Frau Tandler und Monika Hohlmeier (Strauß-Tochter) so miteinander chatten, wie die Süddeutsche am 18.2.22 sehr ausführlich, aber leider kostenpflichtig referiert  

Maskenaffäre: Die „Masketiere“ von der CSU

„[…]Emix verkaufte eine Million FFP2-Masken an den Freistaat, der teuer bezahlte; eine weitere Million Masken an das Land Nordrhein-Westfalen, das noch mehr bezahlte; und viele Millionen Masken an das Bundesgesundheitsministerium, das die Preise herunterhandelte. Zwischendurch, am 19. März 2020, schickte Andrea Tandler wieder mal eine SMS an Monika Hohlmeier. Mit den Masken für Bayern klappe es jetzt. Den Krimi erzähle sie später, schrieb die Tandler-Tochter.[…]

Immerhin: Für diesen Krimi interessiert sich jetzt die Staatsanwaltschaft.

Acht Impfhelfer getötet

Zurück zu der kleinen Notiz über acht Menschen in Afghanistan, die sterben mussten, weil sie gegen Polio impfen wollten. Leider wird nichts über die Hintergründe berichtet, ob – wie das schon öfter in anderen Ländern geschah –  die Propaganda gefruchtet hat, dass „der Westen“ mittels Impfen töten, unfruchtbar, krank machen wolle.

Ja, solche Propaganda in Bezug auf Corona-Impfstoffe sind uns ja auch nicht so ganz fremd. Und diese Verleumdungen  haben eine ganz andere Qualität als die meiner Meinung nach berechtigten, mindestens aber verständlichen Vorbehalte gegen im Schnellverfahren entwickelte und genehmigte Vakzine. Leider nicht nur eine andere Qualität, sondern auch eine andere Wirkung.    

   Die Süddeutsche schrieb: „In Afghanistan sind mindestens acht Impfhelfer einer Kampagne gegen Kinderlähmung getötet worden. Das teilte der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Ramiz Alakbarov, am Donnerstag auf Twitter mit. […]Die Impfkampagne sei in den Provinzen Kundus und Tachar ausgesetzt worden. Die UN verurteile die Angriffe auf das Schärfste.[…]“

»Die zutiefst ungleiche Verteilung von Impfstoffen ist der Skandal dieser Pandemie«

Es gibt keine Entschuldigung für diese Morde. Aber genauso wenig gibt es eine Entschuldigung dafür, dass wir über das zweite Boostern sprechen während „In den ärmsten Ländern der Welt hat vielleicht gerade mal einer von neun überhaupt die erste Impfung bekommen“, wie UNO –Entwicklungschef Achim Steiner in einem Spiegel-Interview darlegt. Unser Verhalten, unser Egoismus fördert ganz gewiss nicht das Vertrauen, in unsere „Impfangebote“ wenn wir es  tatsächlich mal „gut meinen“. Dass wir uns letztlich damit selber schaden könnten („Bis die Pandemie überall unter Kontrolle sei, werde sie es nirgendwo sein“), dass Solidarität auch uns helfen könnte und nicht nur eine barmherzige Wohltat bedeutet – daran ist kein Gedanke.  

SPIEGEL: Wie schauen Sie auf die internationale Gemeinschaft in der Coronapandemie?

Steiner: Gegenwärtig ist erst die Hälfte der Weltbevölkerung geimpft. In den ärmsten Ländern der Welt hat vielleicht gerade mal einer von neun überhaupt die erste Impfung bekommen. Die zutiefst ungleiche Verteilung von Impfstoffen ist der Skandal dieser Pandemie und wird international tiefe Narben hinterlassen. Dazu gehört auch, dass etwa die Impfstoffpatente nicht freigegeben werden.

SPIEGEL: Wie erklären Sie sich das?

Steiner: Die Gefahr einer Pandemie hat sich seit Jahren abgezeichnet, weder G7 noch G20 noch andere internationale Foren waren jedoch ausreichend darauf vorbereitet. Und weil die internationale Zusammenarbeit nicht sofort funktionierte, setzte man wieder auf nationale Alleingänge. Allerdings wissen wir auch: Bis die Pandemie überall unter Kontrolle ist, wird sie nirgendwo unter Kontrolle sein. Das soll jetzt nicht besserwisserisch klingen, aber wir wussten das vorher und sollten nun daraus lernen – denn das nächste Virus kommt bestimmt.

SPIEGEL: Was ist mit der Covax, der globalen Initiative, die allen Menschen weltweit Coronaimpfstoffe zugänglich machen soll? Bringt die nichts?

Steiner: Den Vereinten Nationen wurden damals zu wenig finanzielle Mittel bereitgestellt – damit musste Covax sich bei Bestellungen ans Ende der Schlange stellen. Vorher kamen diejenigen dran, die die Patente für die Impfstoffe haben, sowie das Geld, sie auch einzukaufen. Die bisherige Bilanz von Covax ist eine ernüchternde.“

Das bedarf keines weiteren Kommentars. Aber noch einer ergänzenden Meldung der Tagessschau vom 16.2.22:

Hilfsorganisationen: Mehr Impfdosen entsorgt als gespendet

„[…] Die EU-Staaten entsorgen nach Angaben von Hilfsorganisationen bedeutend mehr ungenutzte Corona-Impfstoffdosen, als an afrikanische Länder gespendet werden.

30 Millionen von den Europäern nach Afrika geschickten Impfstoffdosen standen nach Angaben der Aktivisten der People’s Vaccine Alliance rund 55 Millionen Dosen gegenüber, die demnach bis Ende Februar entsorgt werden müssen.

[…] ‚Obwohl die EU mittlerweile weltweit die größte Exportmacht von Impfstoffen ist und stets die Partnerschaft mit Afrika betont, wird die Preisgestaltung der Impfstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen, die sich ausschließlich an der Profitmaximierung orientieren“, erklärte das Bündnis, dem unter anderem Oxfam und das UN-Programm UNAIDS angehören. […]

Horten bis zum Verfallsdatum?

Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horteten die Impfdosen bis zum Verfallsdatum, so der Vorwurf. Zugleich bestehe in Afrika erheblicher Impfstoffmangel. Laut Oxfam haben dort erst elf Prozent der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten, insgesamt 151 Millionen Menschen. „Der akute Impfstoffmangel verlängert die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten“, warnen die Aktivisten.

Angesichts dieser Zahlen erklärte die People’s Vaccine Alliance die internationale Impfinitiative Covax für gescheitert.

‚Die neue Bundesregierung muss […] aufhören, die Profitinteressen der Pharmakonzerne über das Leben von Menschen in Afrika zu stellen‘, erklärte Pia Schwertner von Oxfam. ‚Die Entwicklung der Impfstoffe wurde mit öffentlichen Mitteln finanziert […].'“

 

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