Die Deutsche Krankenhausgesellschaft war bislang nicht durch Aufmüpfigkeit bekannt geworden. Aber inzwischen macht sie Front gegen das RKI, das an der „Inzidenz“ als maßgeblicher Kennzahl festhalten will. Von ihr soll nach dem Willen des RKI nach wie vor abhängen, welche einschränkenden oder befreienden Maßnahmen ergriffen werden können/sollen/müssen. Nun gut, angesichts der Tatsache, dass neuerdings auch Herr Spahn diesbezüglich Absatzbewegungen vom RKI erkennen lässt, muss man der DKG nicht allzu großen Mut attestieren.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft findet Inzidenz als alleinseligmachende Kennzahl nicht mehr so gut
Aber immerhin: Die Gesellschaft lässt verlauten:
„… Neben der Inzidenz, die auch weiterhin eine wesentliche Rolle spielen solle, sollten auch die Hospitalisierungsrate, eine nach Altersgruppen aufgeschlüsselte Impfquote, die Belegung von Intensivkapazitäten, die Positivrate von Tests und die Steigerungsquoten, sowohl der Inzidenz als auch der Hospitalisierungsraten berücksichtigt werden.“
Nun ja, das ist vorsichtig ausgedrückt, wenn man sich anschaut, dass die Korrelation zwischen Inzidenz und Belegung von Intensivbetten und Todesfällen ziemlich gegen Null geht.
Etwas deutlicher wird der Epidemologe Stöhr (Es gibt nämlich in Deutschland durchas mehrere Epidemologen, man merkt es nur nicht) in seinem ntv- Interview:
„Die Krankheitslast koppelt sich völlig ab von der Inzidenz“
… gegenwärtig liegt die Inzidenz bei den über 60-Jährigen etwa bei 3. Das liegt weit unter dem, wo man irgendwelche Aktionen starten muss.
Aber die Inzidenz steigt.
Natürlich steigt sie. Bei den 20- und 30-Jährigen liegt sie bald bei 60, 70, 80. Aber warum soll man bei asymptomatischen oder leichten Erkrankungen, ohne einen nennenswerten Krankheitsverlauf, in einer Stadt nun die Geschäfte schließen bei zum Beispiel 100 Fällen auf 100.000 Einwohner. Das hilft ja nicht, die Krankheitslast zu reduzieren.
Was meinen Sie damit?
Nun, Pandemiebekämpung heißt, die Krankheitslast niedrig zu halten: Also primär die Krankenhäuser und die Friedhöfe sollen leer bleiben, ohne den Rest der Bevölkerung aus dem Auge zu verlieren. Das funktioniert jetzt mit der Impfung immer besser. Es werden sich zwar bis zum Pandemieende noch immer mehr junge Leute infizieren angesichts der Lockerungen der Maßnahmen und der Pandemiemüdigkeit. Aber durch die Impfung bei den am stärksten betroffenen Altersgruppen der über 50-Jährigen werden sich die schweren Verläufe und Todesfälle dramatisch reduzieren. Warum sollte also ein Anstieg der Meldeinzidenz ohne Krankheitslast dann dazu führen, dass man Geschäfte wieder schließt?
Assoziation zwischen Hospitalisierung und Meldeizidenzen: Analysen zu Daten aus Großbritannien und Deutschland
So, wer immer noch nicht genug hat, der möge sich den 19. CODAG – Berichts der bereits zitierten Forschungsgruppe der Ludwig-Maximilians-Universität zu Gemüte führen:
„…Durch die Verschiebung der Pandemie auf jüngere Altersgruppen und die Wirkung der Impfungen ist zu erwarten, dass eine zunehmende Diskrepanz zwischen der Inzidenz und der Zahl an Patient*innen entsteht, die eine Behandlung in einem Krankenhaus bzw. auf einer Intensivstation benötigen. Um jedoch die medizinische Relevanz der
Entwicklung der Pandemie genau beurteilen und auch prognostizieren zu können, sind – ähnlich wie in Großbritannien – letztere Kennzahlen (auch auf regionaler Ebene) unerlässlich…“.
Was jetzt jedoch mich betrifft: Für heute habe ich genug. Und jetzt gehe ich auf die Terrasse…..