Mein Berufsverband, der bvvp – Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten, hat etwas sehr Sinnvolles getan: Er hat eine Befragung durchgeführt unter Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen, Kinder- und JugendlichenpsychiaterInnen und KinderärztInnen über die Auswirkungen von Covid-19 und vor allem der Maßnahmen dagegen. Das Ergebnis sollte…. ach ja, es sollte Folgen haben.
Im Folgenden die Presseerklärung des bvvp:
bvvp fordert: Planungen für die Zeit nach dem Lockdown müssen jetzt starten
„Die sozialen und emotionalen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen bei der weiteren Planung von Maßnahmen zum Umgang mit der Pandemie einbezogen werden. Nicht nur für die jetzige Zeit, sondern auch für die Zeit nach dem Lockdown müssen unterstützende Angebote vorbereitet und beschlossen werden“, fordert Ariadne Sartorius, Bundesvorstandsmitglied des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten, bvvp. Der bvvp hat in einer Online-Befragung im Zeitraum von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021 über 10.000 Antworten von knapp 400 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendpsychiater*innen und Kinderärzt*innen erhoben und ausgewertet. Damit liegen Daten von den Behandler*innen von geschätzt mehr als10.000 Kindern und Jugendlichen vor, die ein alarmierendes Bild von deren Belastungen in der Corona-Pandemie zeichnen: Viele Kinder und Jugendliche haben verstärkt Ängste, sie befassen sich vermehrt mit dem Thema Tod, sind zunehmend Spannungen im häuslichen Umfeld durch Mehrfachbelastungen der Eltern ausgesetzt und erleben häufiger als zuvor häusliche Gewalt. Leistungsabfall und Versagensängste, Gewichtszunahme und der Wegfall stärkender Ressourcen wie Sozialkontakten zu Gleichaltrigen, Musik oder Sport im Verein aber auch von Angeboten der Jugendhilfe führen zu massiven psychosozialen Beeinträchtigungen bis hin zu psychischen Störungen.
Die veränderten Belastungen haben zwar bei manchen Kindern und Jugendlichen Ressourcen aktiviert und sie motiviert, kreativ neue Wege zu beschreiten, doch scheinen viele nur schwer mit den Belastungen zurecht-zukommen, so ein Ergebnis der Auswertungen des untersuchenden Kompetenzkreises. Dieser beklagt, ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie gebe es noch immer keine flächendeckenden Konzepte für die pandemiebedingt oftmals digital unterstützte Beschulung aller Kinder und Jugendlichen, die faire Bildungschancen garantierten. Das Maß der Teilhabe sei häufig vom Wohnort, dem psychosozialen Hintergrund sowie vom Engagement einzelner Lehrer*innen abhängig. Aus diesem Missstand müssten Lehren gezogen und schon jetzt müsse an die Zeit danach gedacht werden.
Der bvvp fordert deshalb neben einem bundeseinheitlichen Konzept zur digitalen Beschulung aller Kinder und Jugendlichen auch zusätzliche Förderangebote für die Zeit nach dem Lockdown, insbesondere für stärker belastete Kinder und für Jugendliche aus Familien mit weniger Ressourcen. „Kostenfreie Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr, ausreichende und niederschwellig zugängliche Freizeit- und Sportangebote außerhalb des Leistungssports, Theaterclubs, Hausaufgabenunterstützung und Lernangebote – all das muss jetzt für die Zeit nach dem Lockdown geplant und vorbereitet werden“, so Benedikt Waldherr, Bundesvorsitzender des bvvp. „Man muss jetzt Strategien entwickeln, die Kinder und Jugendliche unterstützen und ihre Bedürfnisse im Blick haben“. Der Kompetenzkreis Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie beim bvvp betont daher auch: „Kinder brauchen Achtung und Anerkennung, entwicklungsgerechte Erfahrungen, stabile und unterstützende Gemeinschaften, auch außerhalb des Elternhauses, und das Vertrauen auf eine sichere Zukunft, die sie nicht überfordert –weder schulisch, noch sozial oder emotional“, so die Sprecherin des bvvp-Gremiums, Ariadne Sartorius. „Durch ein Maßnahmenpaket, das jetzt auf den Weg gebracht werden muss, kann das Selbstwirksamkeitserleben der Kinder und Jugendlichen – jenseits von Leistungsorientierung – gefördert werden. Das ist überfällig und dafür muss man jetzt Geld in die Hand nehmen.“ Laut Informationen des Handelsblatts wurden der Wirtschaft durch veränderte Abschreibungsregeln für EDV gerade 11 Milliarden Euro pro Jahr geschenkt. Durch die Mehrwertsteuersenkung kam es zu Einnahmeausfällen von 20 Milliarden Euro. „Unsere Kinder und Jugendlichen sollten uns ebenso viel wert sein wie die Konsum-Ankurbelung oder die Ausstattung von Homeoffice-Arbeitsplätzen“, so Benedikt Waldherr, bvvp Bundesvorsitzender.
Mit mehr als 5.400 Mitgliedern ist der bvvp die größte integrative Interessenvertretung von ärztlichen, psychologischen und Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen.
Für den bvvp:
- Benedikt Waldherr, Vorsitzender des bvvp
- Bundesvorstands Ariadne Sartorius, Sprecherin des Kompetenzkreises KJP/Mitglied des bvvp Bundesvorstands
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