Der Bock als Gärtner? Lehrerverbände denken über Schulschließungen nach

In den vergangenen zwei Jahren hatte ich wiederholt Grund, über Äußerungen von Funktionären der Lehrerverbände zu grübeln. Allen voran an solchen von Hans-Peter Meidinger, dem Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes, der vielleicht so was ist wie ein Frank Ulrich Montgomery der LehrerInnen.

Mein Sohn war da schon vor Monaten weiter als ich: Als ich meinem Erstaunen darüber Ausdruck gab, dass die Lehrerverbände (vielleicht nicht „die“, aber eben diejenigen, die es in die Medien schaffen) so gut wie gar nicht die SchülerInnen im Blick hätten, sondern nur ihre eigenen gesundheitlichen Ängste, meinte er: Er hätte sich auch gewundert, aber dann hätte er sich klargemacht, dass Lehrerverbände die Interessen der LehrerInnen vertreten, nicht der SchülerInnen. Macht ja auch Sinn. Irgendwie. Ein Automobilclub setzt sich ja auch nicht für die Interessen der Fahrradfahrer und Fußgänger ein.

Wieder eine Illusion weniger…          

Der Deutsche Lehrerverband fordert die Politik angesichts der Omikron-Welle auf, Schulschließungen vorzubereiten

Jüngst also (nämlich am 28.12.21) berichtete das ZDF  „Der Deutsche Lehrerverband fordert die Politik angesichts der Omikron-Welle auf, Schulschließungen vorzubereiten“.

Klaus Reinhardt, Vorsitzender der Bundesärztekammer kommentierte übrigens in derselben Sendung: „Zur Zeit sehe ich keinen Anlass, über einen Lockdown der Schulen nachzudenken.“  

Ausgerechnet die Lehrer!

Ausgerechnet die Lehrer rufen als Erstes nach einem Schul-Lockdown“ empört sich Sabine Rennefanz in ihrem Kommentar vom 1.1.22 im Tagesspiegel:

Neue Diskussion über Schulschließungen: Wenn das Schicksal der Schüler nicht allzu sehr am Herzen liegt“ und meint: „Es ist schwer angesichts solcher Äußerungen nicht den Glauben an diesen Berufsstand zu verlieren. […] Wieder eine Diskussion über Schulschließungen. Wie bitte? Haben wir aus den zwei Pandemiejahren gar nichts gelernt?“

Ich möchte ein bisschen einschränken: Es sind nicht „die Lehrer“, es ist nicht ein ganzer Berufsstand, sondern es sind Funktionäre, die so schwadronieren. Was schlimm genug ist. Aber bis zum Erweis des Gegenteils bleibe ich bei der Überzeugung, dass das Engagement für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen bei den Lehrerinnen und Lehrern weiter verbreitet ist als bei den „Vorsitzenden“.   

 Nichts gelernt oder egal? Die schlimmen Folgen von Schulschließungen

Die Folgen von Schulschließungen sind inzwischen recht gut belegt und auch den Lehrerfunktionären sollte nicht entgangen sein, was ich am 20. Juni 2021 (!) zusammengefasst unter der Überschrift „Schulschließungen: ‚Tschuldigung, war ja nur so eine Idee…“ zusammengefasst hatte.

Die Kolumnistin findet die Forderung der Lehrerfunktionäre genauso absurd als würden die Gastwirte für ihre Wirtschaften einen vorsorglichen Lockdown fordern.

Hier irrt Frau Rennefanz. Da sehe ich doch einen Unterschied: Die LehrerInnen kriegen ihr Gehalt weiter!  

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