Ach, es ist ein Kreuz! Bei Twitter fand ich obiges Zitat mit der Quellenangabe „Loriot“.
Sorgsam wie ich bin – das muss man mir nun wirklich zugutehalten – habe ich es nicht ungeprüft übernommen und wurde fündig bei https://www.br.de/radio/bayern2/wie-das-internet-mit-zitaten-umgeht-100.html [Nachtrag zwei Jahre später, am 25. Mai 2022: diese Seite von Radio Bayern 2 ist leider nicht mehr erreichbar. Und trotz einiger Mühe habe ich auch nichts im Archiv gefunden. Aber das folgende Zitat von Radio Bayern 2 ist korrekt wiedergegeben.)
„Facebook kann vieles gut – übersetzen gehört nicht dazu
Auch wir, das Digitalteam von Bayern 2, haben das Zitat auf einer Bildtafel geteilt. Zu sehen war Loriot, im Teasertext hatten wir noch vermerkt: „Dieses Zitat wird Loriot zugeschrieben.“ Kurze Zeit später haben wir den Post aber wieder gelöscht.
Denn ungefähr zeitgleich meldete sich bei Twitter Bernd-Christoph Kämper zu Wort. Er ist Bibliothekar an einer Stuttgarter Universitätsbibliothek, und von Berufs wegen auf Quellenrecherche spezialisiert. Kämper hatte das angebliche Loriot-Zitat gefunden und sich gewundert: „Loriot wäre viel zu vornehm gewesen, das Idiot-Wort in den Mund zu nehmen.“ Auf Facebook fand er eine mögliche Fehlerquelle. Die linke sozialdemokratische italienische Partei Articolo 1 postet am 7. Mai:
„Totò disse che in tempo di crisi gli intelligenti cercano soluzioni mentre gli imbecilli cercano colpevoli.“
Also: „Totò – ein bekannter italienischer Schauspieler – sagte, dass in Krisenzeiten die Intelligenten nach Lösungen suchen, während die Schwachköpfe nach Schuldigen suchen.“
Facebook hat eine eigene Übersetzungsfunktion. Es erkennt automatisch Fremdsprachen und übersetzt – meist eher schlecht als recht – in die Sprache des jeweiligen Users. Auch dieses Mal macht Facebook einen Fehler: In der automatischen Übersetzung übersetzt es Totò mit Loriot! Der neapolitanische Humorist Totò wird also in den deutschen Vicco von Bülow alias Loriot umgewandelt. So, als wäre das Motto: Komiker sind doch überall gleich, finden wir einfach den nächstbesten, der für das deutsche Publikum passt.“
Die ganze Geschichte über die Verbreitung des „Kuckuckszitats“ (R weit über 1!) findet sich auf dem Blog http://falschzitate.blogspot.com/ , den ich meinen verehrten Leserinnen und Lesern nur empfehlen kann.
Einerseits amüsant – andererseits belämmernd: Wenn man schon bei so popeligen Zitaten Quellenstudium betreiben muss – dann kann man gleich einen Strick nehmen, wenn es um „wissenschaftliche Aussagen“ zu Corona geht.
Keine Bange – ich nehme keinen Strick. Sonst werde ich am Ende noch zu den „Corona Toten“ gezählt (bei denen inzwischen immerhin die Unterscheidung gemacht wird: „an oder mit Corona gestorben“). Aber immerhin wandle ich den aktuell so beliebten Spruch „Passen Sie auf sich auf“ um in „Passen Sie auf!“.
Aber das Zitat ist trotzdem schön. Und irgendwie denke ich dabei an Trump. Nur so zum Beispiel.