Corona-Infektionszahlen Frankreich – Deutschland. Was erklärt den Unterschied?

Ferien in Frankreich zu Ende… Corona nicht.

Ich war in Frankreich… nein, nicht da, wo man besser nicht hingeht. Sondern – wie es etwas abschätzig heißt – in La France profonde (siehe Fotos!), also da, wo die Chance ganz gering ist, jemand näher als auf 100 Meter zu kommen. In den zahllosen romanischen Kirchen war die Maske „obligatoire“ – egal ob man die einzige Besucherin war oder sich womöglich noch zwei, drei andere eingefunden hatten.

Die französischen NachrichtenredakteurInnen konnten sich nach meinem Gefühl nicht einigen, ob jetzt die Tour de France oder Corona das Top-Thema ist. Deshalb haben sie beides miteinander verbunden, sehr gescheit: Obligatorische Masken für die Zuschauer, positiv oder negativ getestete Fahrer… Merkwürdigerweise keinerlei konkrete Zahlen über Neuinfizierte in Frankreich. Um den aktuellen Stand zu erfahren, musste ich die deutsche Tagesschau bemühen: Frankreich hat momentan pro Tag gut viermal so viel Neuinfizierte wie Deutschland. Über 8000 gegenüber ca. 1500.

Beide Länder sind halbwegs vergleichbar: Soziale Situation, Gesundheitswesen, Infrastruktur usw. Oder übersehe ich da was? Altersstruktur, Arbeitslosigkeit scheinen mir auch ähnlich, oder? … Dass die französische Jugend hemmungsloser Party macht als die deutsche… glaub ich jetzt auch nicht.

Frankreich hatte im Vergleich zu Deutschland den entschieden brutaleren Lockdown gehabt. (https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Frankreich) Wenn ich mich recht erinnere, durften die PariserInnen eine Zeitlang nur eine Stunde pro Tag allein ins Freie. Maskenpflicht wird in Frankreich allgemein konsequenter eingehalten (kann ich aus eigener Erfahrung sowohl vor mehreren Wochen in Strasbourg als auch jetzt in Burgund und der Auvergne bestätigen). Ich ergänze: Die Schweiz und die Niederlande sind deutlich lockerer drauf als wir. Trotzdem: Sogar eher niedrigere Infektionszahlen als Deutschland.

Was soll man daraus schließen? Lockdown und Maskenpflicht erhöhen die Infektionszahl???? Wohl nicht, aber eine große Hilfe scheint das auch nicht zu sein.

Was macht den Unterschied? Woran liegt es? Das wäre doch eine Fragestellung, nach der sich anständige Forscherinnen und Forscher die (desinfizierten) Finger lecken müssten: Vergleichbare Gruppen, (weitgehend) vergleichbare ökonomische Bedingungen. Das zu untersuchen, wäre hilfreicher als nach den dümmlichen Prinzip zu verfahren „Mehr des Gleichen“ oder „viel hilft viel“ immer in denselben Gehirn-Trampelpfaden zu denken. A la: Wenn der erste Lockdown nichts gebracht hat, machen wir eben einen zweiten. Und wenn die Maskenpflicht für Erwachsene nicht den Durchbruch bringt, dann erweitern wir das eben auf Kinder unter 6 Jahren.

Sich mit dieser Warum-Frage zu beschäftigen, wäre vielleicht zielführender, womöglich auch hilfreicher als die ausschließliche Konzentration auf einen Impfstoff.

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