Vor ein paar Tagen schrieb ich einen kurzen Beitrag über den Leiter eines Gesundheitsamtes in Bayern, Dr. Pürner, der die Corona-Maßnahmen des bayerischen Ministerpräsidenten ziemlich deutlich kritisierte. Ich meinte zum Schluss, man dürfe gespannt sein, wie das ausgeht.
Jetzt wissen wir es.
Gesundheitsamtsleiter aus Aichach wird strafversetzt
titelt der ärztliche Nachrichtendienst :
„Nachdem er in der vergangenen Woche ins Bayerische Gesundheitsministerium zu einem „Fachgespräch“ zitiert worden war, ist er jetzt seinen Job in Aichach los: Er wird in eine andere Behörde versetzt.“
Da er vermutlich Beamter ist, ist das die einzige Möglichkeit, die dem Gesundheitsministerium bleibt, einfach rausschmeißen geht nicht. Es wird dann noch mit etwas Zuckerguss versehen. „Abgeordnet“ wird Dr. Pürner. Für eine „anspruchsvolle Aufgabe“ .
Ja, ein Beamter ist zu besonderer Loyalität seinem Dienstherrn verpflichtet. Aber nur dumme Dienstherren setzen „Loyalität“ mit feigem Kuschen gleich. Ein kluger Dienstherr weiß fundierten Widerspruch zu schätzen (und der Widerspruch von Dr. Pürnter war fundiert),
In der k.u.k.Monarchie gab es einen Orden für Untergebene, die im Krieg entgegen dem Befehl der Vorgesetzten handelten… allerdings mussten sie am Ende recht behalten. Sonst kamen sie vor’s Kriegsgericht. Aber immerhin: In diesen vordemokratischen Zeiten setzte man nicht mal beim Militär auf Kadavergehorsam, sondern signalisierte: Wir brauchen Leute, die den Mut aufbringen, eigenständig zu denken und zu handeln. und manchmal belohnen wir es sogar mit einem Orden..
„Mit sofortiger Wirkung wird der aufsässige Amtsleiter an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) abgeordnet. Am Landesinstitut für Gesundheit wird laut Mitteilung der Regierung von Schwaben derzeit ein neues Sachgebiet für den öffentlichen Gesundheitsdienst aufgebaut. ‚Für diese anspruchsvolle Aufgabe wird ein Arzt mit langjähriger Erfahrung an einem Gesundheitsamt gebraucht‘, heißt es weiter.“
„Da wird ein Exempel an mir statuiert, damit ja kein anderer Amtsarzt auf die Idee kommt zu widersprechen“, meint Dr. Pürner.
Ich habe ihm eine Mail geschrieben
Sehr geehrter Herr Dr. Pürner,
ich bedanke mich sehr bei Ihnen, dass Sie den Mut hatten (schlimm, dass dazu Mut gehört!), Ihre von der bayerischen Landesregierung abweichende Meinung zu äußern. Es tut mir von Herzen leid, dass Ihr Dienstherr so unklug ist, ein warnendes Exempel an Ihnen zu statuieren, statt den Wert derer zu schätzen, die zu eigenständigem Denken bereit und fähig sind. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft und bleibe trotzdem davon überzeugt, dass die Erde keine Scheibe ist und die Sonne sich nicht um die Erde dreht.
Herzlichen Gruß
Ursula Neumann
Die Mailadresse rauszufinden war ganz einfach…. ich weiß zwar nicht, ob sie nicht schon „abgeschaltet“ ist. Aber wenn nicht, wäre es schön, wenn noch der eine oder die andere auch ein paar Zeilen schreiben würde.Denn gegen Isolierung helfen Zeichen der Solidarität.
Dr. med. Friedrich Pürner