Wirtschaftsexperte über Arbeitslosigkeit in den USA: „Die Zahlen werden noch alarmierender werden“

Mal wieder ein kostenpflichtiges Interview im Spiegel. Diesmal mit Barry Julian Eichengreen, Professor für Ökonomie und politische Wissenschaften an der University of California in Berkeley. Zu seinen besonderen Forschungsinteressen gehören die Geschichte des Finanzsystems und die Entwicklung von Wirtschaftskrisen.

Auf der einen Seite sieht er die Gefahr, dass n.C.  (heißt in diesem Fall nicht „nach Christus“ sondern…. Na, Sie ahnen schon!) politisch ein Rechtsruck erfolgt. Andererseits gibt es vielleicht auch etwas, was Hoffnung geben könnte: Der Neoliberalismus ist an Corona gestorben.

 

Wirtschaftsexperte über Arbeitslosigkeit in den USA:

„Die Zahlen werden noch alarmierender werden“

Jeder fünfte Amerikaner hat bereits seinen Job verloren. Der Ökonom Barry Eichengreen erklärt, wie Massenarbeitslosigkeit die US-Gesellschaft und das politische Klima verändern wird.

Ein Interview von Benjamin Bidder

07.05.2020, 10.52 Uhr

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Völlig offen, wie das ausgeht! In den Dreißigerjahren, nach der Weltwirtschaftskrise, haben wir ja in Teilen der Welt einen Rechtsruck erlebt. Die Deutschen wissen das am besten. International konnte man aber auch den Aufbau von Wohlfahrts- und Rentenprogrammen beobachten. Der „New Deal“ in den USA war in gewisser Weise auch eine Bewegung nach Links. 

SPIEGEL: Das wäre ein radikaler Bruch mit einer jahrzehntelangen Tradition: Die USA haben doch massiv darauf gesetzt, die Rolle des Staates immer weiter zurückzudrängen.  

Eichengreen: Es ist möglich, dass die aktuelle Krise der letzte Nagel im Sarg der Revolution ist, die mit den Namen Margaret Thatcher und Ronald Reagan verbunden wird. Deren Ziel war es, Wähler und Gesellschaft davon zu überzeugen, dass es kaum einen Bedarf mehr gebe für Regierungsstrukturen. Die Märkte sollten entfesselt werden durch weniger Regulierung, um jeden Preis. Thatcher und Reagan haben bei der Lösung aller Probleme auf die Rolle von privaten Unternehmen gesetzt. Diese Krise nun deckt auf, dass der private Sektor zwar zu Lösungen beitragen kann. Es gibt Techkonzerne, die zusammen an Rückverfolgungstechnologie arbeiten. Sie können aber nicht das Problem lösen, dass Leute kein Geld mehr haben, um ihre Miete zu bezahlen oder Essen auf den Tisch zu bringen. Das ist gerade die Realität für Millionen Menschen in den USA.

 

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