Nach dem Beitrag von Gunnar Schedel über das humanistische und gesellschaftspolitische Engagement meiner Mutter folgte ein weiterer musikalischer Beitrag: Die „Méditation“ aus der Oper Thais von Jules Massenet in der Bearbeitung für Klavier (Thomas Strauß) und Violine (Michael Klett).
Anschließend betrat Ulrich Clever das Podium der sowohl auf die freundschaftlichen Momente mit meiner Mutter zurückblickte als auch auf ihr berufspolitisches Engagement. Kennen gelernt hatten sich beide im Kontext des sogenannten „Pfennig-Urteils“, meine Mutter als Mitstreitende für eine bessere Bezahlung der psychologischen Psychotherpeut*innen, Uli Clever als Vize-Präsident der Landesärztekammer. Das angestrengte Gerichtsverfahren war erfolgreich; von einem Teil des erstrittenen Geldes lud meine Mutter Uli Clever sowie ein paar weitere Mitstreiter*innen in ihr Lieblingshotel „Le Radio“ bei Clermont-Ferrant in der Auvergne ein, einem Ort, den auch ich zwei Mal mit meiner Mutter besuchte. In Vorbereitung des erwähnten Prozesses hatten sich die Psychotherapeut*innen in Berufsverbänden organsiert; meine Mutter engagierte sich während der Nullerjahre auf verschiedenen Ebenen dort, sowie in anderen Gremien. In einer der vielen Ausschusssitzungen der Vertreterversammlung der Psychotherapeut*innen Baden-Württemberg war auch einmal der damalige Vize-Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung zugegen, der dort weniger die Position der Psychotherapeut*innen als vielmehr der medizinischen Ärzteschaft vertrat. Es ging hoch her. Meine Mutter muss damals so hartnäckig und jurisitisch fundiert argumentiert haben, dass der arme, in die Enge getriebenen Mann rief: „Nun lassen Sie doch mal das Recht außen vor!“. Später monierte er: Hätte er gewusst, dass hier so juristisch versierte Menschen vor Ort seinen, wäre er nicht ohne rechtlichen Beistand gekommen.