31. Juli 2021. Gesammelte Corona-Links. Nr. 2: Rund ums Impfen

Die Diskussion um die „Impfpflicht“ schlägt hohe Wellen und treibt Sumpfblüten. Wieder einmal sind wir auf dem besten Weg, sachliche Diskussion und respektvollen Umgang miteinander zugunsten einer dümmlich moralisierenden Attitüde zu verlassen. Eine Patientin berichtete fast weinend, wie sie von ihren ArbeitskollegInnen gemobbt wird (ich kann es nicht anders sagen), weil sie sich nicht impfen lassen will. Nicht, weil sie zu bequem ist, sondern sie hat sich kundig gemacht und ist zu dieser Schlussfolgerung gekommen. Die Vorwürfe gehen so weit, dass sie persönlich haftbar sei für den Tod anderer Menschen.  Ach, macht das Spaß im Bewusstsein zu leben „Wir, die Guten – Ihr, die Verwantwortungslosen“ 

 

„Wieder mal sind besonders die Eltern und Kinder die Leidtragenden der Corona-Politik“.

Heute (31.7.) berichtet die  Süddeutsche unter der Unter-Überschrift „Wieder mal sind besonders die Eltern und Kinder die Leidtragenden der Corona-Politik“. Ich musste erst mal lesen, um zu kapieren, was die ab morgen geltenden neuen (Quarantäne-)bestimmungen bedeuten:

Wer z.B. aus Spanien zurückkommt „und nicht geimpft oder genesen ist, muss in Quarantäne. Und hier trifft es einmal mehr die Kinder. Da sie im Alter bis zwölf nicht geimpft werden können und die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung für Zwölf- bis 18-Jährige bisher nicht empfiehlt, müssen sie trotz negativer Testergebnise bei [Wieder -] Einreise in Quarantäne, ihre geimpften Eltern hingegen nicht. Zwar endet die Quarantäne laut der neuen Verordnung für Kinder unter zwölf Jahren automatisch nach fünf Tagen, während alle anderen einen negativen Test brauchen. Dennoch ist die Aussicht auf fünf Tage Hausarrest während der Ferien nicht gerade schön. All das bringt die Urlaubspläne vor allem für jene durcheinander, die kurz vor Ferienende zurückkommen wollen.“ Der Vorsitzende des Kinderschutzbundes sagt mit Recht: „Wir bedauern, dass abermals Kinder und Letern die Leidtragenden sind… Es gilt unbedingt zu vermeiden, dass Kinder sich schuldig fühlen für die Absage des Urlaubs…“   

O.K. ich glaube, dazu wird es eher weniger kommen, denn die meisten Eltern werden so vernünftig sein und sagen „und du mich auch….“

 

Aktueller Impfstatus und eine Interpretation der „Impfmüdigkeit“

Auf diesem Link   finden sie ganz aktuelle Zahlen zum  Fortschritt der COVID⁠-⁠19⁠-⁠Impfung:

„Am 30. Juli 2021 wurden in Deutschland 448.392 Impfdosen verabreicht. Damit sind nun 43.213.380 Personen (52,0 % der Gesamtbevölkerung) vollständig geimpft. Insgesamt haben 51.241.053 Personen (61,6 %) mindestens eine Impfdosis erhalten.“

Da gibt es eine hübsche Impf-Uhr. An der kann man z.B. ablesen, dass bei über 400 000 Impfungen pro Tag in jeder Sekunde etwa fünf Personen geimpft werden.

Also eigentlich… ich finde das sind keine „müden“ Zahlen. Aber man hört allenthalben von Impfmüdigkeit. Kann ich nicht beurteilen. Aber die Erklärung einer Ärztin leuchtete mir ein: Zunächst haben die Leute gedrängelt, dass sie ordentlich wie geplant in Ferien fahren können usw. Dieser erste Schwung ist jetzt weg. Die anderen sehen keinen Grund zur Eile.

Und ist das nicht eine grundsätzlich menschliche Eigenschaft: Es gibt immer Leute, die beim Ausverkauf unter den ersten sein wollen… und welche, die das Gedränge am Anfang vermeiden.    

 

Ethikratsvorsitzende Woopen zur Impf-Debatte: „Keiner hat die Pflicht, gar kein Risiko für andere Menschen zu sein“

Ein schönes Interview einer Impfbefürworterin gegen die Moral-Fundamentalisten. Und zwar von einer, der kaum jemand absprechen kann, dass sie gewissenhaft nachdenkt und weiß wovon ie redet.   

„… Für mich hat das sogar eine noch tiefere Dimension. Es geht hier grundsätzlich um das Verhältnis zwischen Politik und Bürgern. Wenn die Politik in Pandemiezeiten dauerhaft in Grundrechte eingreift, in den Ministerpräsidentenkonferenzen dann aber darüber streitet und schließlich die eine Ministerpräsidentin dies macht und der andere Ministerpräsident etwas anderes – ja, dann müssen doch die Bürgerinnen und Bürger den Eindruck bekommen, das könne man offenbar so oder so oder auch ganz anders sehen. Es entsteht in der Wahrnehmung eine tiefe Diskrepanz zwischen der Größe der Frage, nämlich dem Eingriff in Grundrechte, und der Begründung dafür, die doch einigermaßen beliebig zu sein scheint: Kann man machen, muss man aber nicht. Letztlich wird das Vertrauen in die Zuverlässigkeit politischen Handelns untergraben… Diese Hürde durch einfühlsame und wertschätzende Kommunikation zu überwinden, durch eine Ansprache, die nicht nur Angst schürt, sondern die Überzeugung zu vermitteln versteht, dass eine Impfung einen sehr verantwortungsvollen, vernünftigen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leistet, das ist das Kunststück.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Nach oben scrollen